FÜHRER EX schockiert. Schonungslos und ohne verklärende Sentimentalität erzählt der Film die zugleich erschütternde wie fesselnde Geschichte zweier junger DDR-Anarchos, von Irrwegen, ungestümer Wut, tiefer Freundschaft und tödlicher Konsequenz. Ohne pseudointellektuell den moralischen Zeigefinger zu erheben, verfolgt FÜHRER EX das Ziel, emotional nachvollziehbar zu machen, wie jemand zum Neonazi werden kann. Regisseur Winfried Bonengel (BERUF: NEONAZI) schrieb zusammen mit dem Neonazi-Aussteiger Ingo Hasselbach das Drehbuch, das auf Hasselbachs und Bonengels Bestseller „Die Abrechung“ basiert. Entstanden ist ein Film voller Authentizität, der einen ungeschönten Blick auf einen inneren Zustand der deutschen Gesellschaft wirft. Die Hauptrollen sind mit den Newcomern Christian Blümel und Aaron Hildebrand brillant besetzt. Neben ihren unverbrauchten Gesichtern zeichnet sie das große Talent aus, realitätsnah unbequeme Charaktere zu verkörpern. Rebellion als Geisteshaltung. Die beiden 18-jährigen Freunde Heiko (Christian Blümel) und Tommy (Aaron Hildebrand) wollen abhauen. Raus aus der DDR. Natürlich nicht nach Moskau, nicht nach Prag – nach Australien soll es gehen. Doch der Preis für die ersehnte Freiheit ist hoch: Nach einer fehlgeschlagenen Republikflucht landen die beiden im härtesten Knast der DDR. Brachiale Gewalt, Korruption und sexueller Missbrauch sind dort an der Tagesordnung. Schutzsuchend schließt sich Tommy der starken Gemeinschaft einsitzender Neo-Nazis an, während Heiko sich ihnen verweigert und am harten Knast-Alltag und den Attacken der Mitgefangenen fast zugrunde geht. Erneut werden gemeinsame Fluchtpläne geschmiedet. Doch allein Tommy gelingt es, nicht nur das Zuchthaus, sondern auch die Staatsgrenze hinter sich zu lassen. Ironie des Schicksals: kurz nach seiner Ankunft im Westen fällt die Mauer. Einige Monate später trifft Tommy seinen alten Kumpel Heiko wieder. Doch die Situation hat sich nun völlig verkehrt: inzwischen ist Heiko zum bekennenden Nazi geworden. Wieder gerät ihre Freundschaft zwischen die politischen Fronten.
