In einem Land, das es nicht mehr gibt

Berliner Original – Das ist Jördis Triebel

Jördis Triebel
IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT, Rechte bei Ziegler Film/Tobis/Foto: Peter Hartwig

Jördis Triebel hat geschafft, was nur wenigen Schauspieler*innen gelingt. Als Teil eines international erfolgreichen Serien-Phänomens Made in Germany erreichte sie ein Millionenpublikum.

Die Rede ist natürlich von „Dark”. Die Neflix-Serie machte ihr Gesicht weltweit bekannt. Trotzdem mussten wir bei ihrem neuen Film zweimal hinschauen. Mit Blaumann und Minipli hätten wir Jördis Triebel fast nicht erkannt. In dem Film IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT spielt die Berlinerin Gisela, eine Fabrikarbeiterin in der DDR. Bodenständige Frauen mit Herz und Verstand, wie Gisela, sind Jördis Triebels Spezialität. Was sie noch alles kann – und was nicht! – erfährst du direkt unter der Filmvorschau in unserem Porträt. 

 

Jetzt für Zuhause

Ne echte Berliner Pflanze

Jördis Triebel wurde 1977 in Ost-Berlin als zweite von insgesamt vier Töchtern einer Requisiteurin geboren. So schnupperte sie schon früh Theaterluft und bekam Lust auf die Bühne.

Ihren Wunsch, Schauspielerin zu werden, unterstützte ihre Mutter von Anfang an. Für die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ spielte Triebel Eliza Doolittle mit Berliner Schnauze. Nachdem sie im zweiten Anlauf aufgenommen wurde, lernte sie Fechten, Tanzen und Gesang. Und obwohl Singen sie glücklich macht, leiht Jördis Triebel ihre wunderbare Stimme in der Öffentlichkeit nur besonderen Projekten:

 

Was die in der DDR aufgewachsene Berlinerin nicht kann, beschreibt sie selbst so:

„Ich habe nicht gelernt, mich selbst zu verkaufen, etwas vorzutäuschen, was nicht der Wahrheit entspricht.”

Ihrem Schauspiel hat das augenscheinlich kein bisschen geschadet. Nachdem Triebel ihren Abschluss in der Tasche hatte, verdiente sie sich ihre Sporen an deutschen Bühnen in Stücken von Ibsen und Shakespeare.

Von der DDR raus in die Welt

„Ich komme aus einem Land, in dem gefragt wurde: Was kann ich? Und nicht: Wer bin ich?“

Was Jördis Triebel kann, zeigte sich schnell: Während andere Theaterdarsteller*innen sich für die große Leinwand erst einmal warmspielen, eroberte Jördis Triebel 2006 direkt mit ihrem ersten Kinofilm in der Haupt- und Titelrolle die Herzen der Zuschauer*innen und Kritiker*innen. Als pragmatische Bäuerin in der Tragikomödie „Emmas Glück” empfahl sie sich als talentierte Filmschauspielerin, die die Balance zwischen Slapstick und Tiefgang wunderbar halten kann. 

 

Die Auszeichnung mit dem Undine Award in der Kategorie „Beste jugendliche Hauptdarstellerin in einem Kinospielfilm“, der Förderpreis Deutscher Film, eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis und die Auszeichnung auf dem französischen Filmfestival in Valenciennes krönten Jördis Triebels Leinwanddebüt. Bis zur nächsten Hauptrolle vergingen aber einige Jahre, in denen sie sich auch dem Fernsehen zuwandte. In der Krimiserie „KDD - Kriminaldauerdienst” spielte Jördis Triebel von 2007 bis 2010  eine Berliner Kommissarin, natürlich mit breitem Dialekt, und fand wieder mit ihrem Spielpartner aus „Emmas Glück”, Jürgen Vogel zusammen. Sönke Wortmann holte sie 2009 für sein international besetztes Historienepos „Die Päpstin” zurück auf die Leinwand. 

 

Als Mutter der von Johanna Wokalek gespielten Titelheldin wurde Jördis Triebel als Beste Nebendarstellerin für den Deutschen Filmpreis nominiert. Ein weiterer Erfolg wurde ihre Zusammenarbeit mit Doris Dörrie. In der Komödie „Die Friseuse” spielte Jördis Triebel 2010 zwar eine kleine Rolle. Doch der Film entwickelte sich zu einem echten Dauerbrenner und so war Triebel über sieben Monate lang durchgängig im Kino zu sehen.

 

Und wieder zurück zur DDR

Der Fernsehfilm „Ein guter Sommer” bot Triebel dann 2011 endlich wieder eine Gelegenheit, ihr Können in einer Hauptrolle zu zeigen. Als Physiotherapeutin Hanna, die mit Andreas Schmidt und Devid Striesow in einem Liebesdreieck steckt, erspielte sie sich den Grimme Preis. International erntete Triebel Lob für ihre Darstellung einer Mutter, die mit ihrem Kind aus der DDR in den Westen flieht und dort nicht die erhoffte Freiheit findet. 

 

Christian Schwochows Spielfilm „Westen” wurde 2013 auf dem World Film Festival uraufgeführt, welches Jördis Triebel als Beste Schauspielerin auszeichnete. In dieser Rolle gelang es ihr auch schließlich, den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin zu gewinnen. 2018 wechselte sie politisch die Seiten und verhörte im DDR-kritischen Drama „Das schweigende Klassenzimmer” im Auftrag der SED-Führung Schüler, die sich mit den Opfern des Ungarischen Volksaufstands 1956 solidarisch erklärt hatten.

 

Serienweise Erfolge

Politisch ging es für Jördis Triebel weiter: als Kommunistin Dr. Völcker ist sie seit 2017 in „Babylon Berlin” zu sehen und damit Teil einer der am hochwertigsten produzierten und vor allem erfolgreichsten deutschen Serien.

 

Ihren bislang größten Erfolg aber verdankt Jördis Triebel der Netflix-Serie „Dark”. Unter dem innovativen Duo Baran bo Odar und Jantje Friese erspielte sie sich als Katharina Nielsen eine Fangemeinde auf der ganzen Welt.

 

Auch im kleineren Format glänzt sie. Seit 2020 spielt Jördis Triebel in der RBB-Serie „Warten auf’n Bus” die Busfahrerin und Objekt der Begierde der Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld und Felix Krahmer:

 

In der Serie kann Jördis Triebel neben ihrem Dialekt ihr komödiantisches Talent voll ausleben. Noch lustiger als die von „Welt”-Autor Elmar Krekeler als „großartigste deutsche Serie” bezeichnete Comedy-Perle sind nur die Situationen zwischen den Darsteller*innen in den Drehpausen:

Und Jördis Triebels Instagram-Profil, das immer eine gute Anlaufstelle für trübe Tage ist. Einfach durchscrollen und bei Schätzen wie diesem Post gute Laune bekommen:

Neben ihren Serienerfolgen ist Jördis Triebel in letzter Zeit auch endlich wieder verstärkt im Kino zu sehen. Völlig uneitel mit Dauerwelle und Kittel sorgte sie als Gisela in IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT für die Schmunzelmomente im außergewöhnlichen DDR-Film. Natürlich mit Berliner Dialekt.

 

Claudia Michelsen, Jördis Triebel
IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT, Rechte bei Ziegler Film/Tobis/Foto: Peter Hartwig

IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT gibt es jetzt auf DVD, Blu-ray und Digital. 

Autor/-in: J.Leipnitz

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