Seit unglaublichen 50 Jahren steht Gérard Depardieu vor der Kamera. Dabei spielte er nicht selten in mehr als fünf Kinofilmen pro Jahr die männliche Hauptrolle und kommt insgesamt auf rekordverdächtige 240 Rollen in Film und Fernsehen. Wir werfen einen Blick auf die Highlights einer beispiellosen Karriere.
Mit 16 Nominierungen für den César, den „französischen Oscar“, hält Gérard Depardieu einen Spitzenrekord, den kein anderer Schauspieler so schnell einstellen wird. Er ist sozusagen die französische Meryl Streep. ;-)
Aber nicht nur in Frankreich ist Depardieu ein Star. Mit mehr als 200 Filmen erreichte er auch international ein riesiges Publikum. Eine seiner wohl bekanntesten Rollen ist die des wuchtigen Haudegens Obelix in den Realverfilmungen der beliebten Comics. So durfte er zum Beispiel in ASTERIX UND OBELIX: MISSION KLEOPATRA ordentlich zulangen. Aber schafft es der Film auch in die Top 9 seiner besten Filme?
Auch bei den feineren Nuancen der Schauspielkunst trifft der Franzose immer den richtigen Ton, wie er in seinem Film DAS WUNDER VON MARSEILLE beweist. In dem berührenden Drama verhilft er als griesgrämiger Schachlehrer einem illegalen Einwanderer zu einer unglaublichen Chance für sich und seine Familie.
DAS WUNDER VON MARSEILLE ist eine der jüngsten Filmperlen einer vollen Schatzkiste seines Schaffens. Aus der unglaublichen Masse haben wir die Klasse seiner Filme ausgewählt und für dich die Top 9 handverlesen. Los geht's...
Seinen Degen schwingend und Alexandriner rezitierend spielt sich Depardieu mit der ihn auszeichnenden Mischung aus körperlicher Wucht und poetischer Kunstfertigkeit durch „Cyrano von Bergerac". Die opulente Inszenierung des bekannten Theaterstücks wurde mit Preisen überhäuft – darunter ein Oscar, ein Golden Globe und zehn Césars. Depardieu selbst durfte sich über seine bislang einzige Oscarnominierung freuen. Und wer wäre wohl besser geeignet gewesen für den übergroß benasten Dichter als Gérard Depardieu, dessen markante Nase zu seinem Markenzeichen wurde?
Die weltgrößte Filmcommunity von IMDb honoriert Depardieus Leistung mit 7,5 von 10 Punkten.
2018 wurde dem historischen Stoff des unglücklich verliebten Dichters übrigens mit der Komödie DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT ein frischer Anstrich verliehen, der ebenfalls von Kritikern wie Publikum gefeiert wurde und dreimal für den deutschen Filmpreis nominiert war – von zahlreichen Preisen für die beiden Hauptdarsteller und einer Goldene Schallplatte für die Musik zum Film ganz zu schweigen.
Claude Sautets unaufgeregt inszeniertes Drama erzählt von den großen und kleinen Problemen von Männern, die die Blüte ihres Lebens bereits hinter sich haben. Die von französischen Schauspiel-Instanzen der 70er Jahre wie Yves Montand und Michel Piccoli dargestellten Titelfiguren kämpfen mit den Tücken des Lebens und Älterwerdens. Einen handfesten Kampf trägt dagegen Gérard Depardieu aus, der im Film als Boxer gegen einen ungeschlagenen Champion antreten muss, gegen den er eigentlich keine Chance hat.
„Vincent, François, Paul und die anderen” zeigt den jungen Gérard Depardieu in (körperlicher) Topform und begründete eine neue Erzähltradition über Männerfreundschaften, die das französische Kino bis heute erfolgreich pflegt.
IMDb-Wertung: 7,6
Das Biopic „La vie en rose” setzt dem unvergleichlichen Timbre und den berühmten Chansons von Édith Piaf ein filmisches Denkmal. Das Drama erzählt episodenhaft vom Leben und Leiden der französischen Ikone und machte die in Frankreich bereits gefeierte Marion Cotillard (KLEINE WAHRE LÜGEN) 2007 zum internationalen Star. Depardieu spielt darin den Nachtclubbesitzer Louis Leplée, der die 1,47m kleine Sängerin entdeckte und ihr den Beinamen „la môme piaf”, der kleine Spatz, gab.
Seinen Erfolg verdankt der Film vor allem dem Können seiner Hauptdarstellerin, die die 18-jährige Straßensängerin Édith Giovanna Gassion genauso glaubwürdig verkörpert wie die gebrochene Chanson-Legende Édith Piaf, zu der sie 30 Jahre später geworden ist.
IMDb-Wertung: 7,6
Es ist scheinbar nur eine Frage der Zeit, „Eine reine Formalität”, die erledigt werden muss, bis der nachts im strömenden Regen aufgegriffene Onoff (Gérard Depardieu) die Polizeiwache wieder verlassen darf. Doch die Befragung durch den Kommissar (Roman Polański) erweist sich als weit weniger harmlos als gedacht.
Gérard Depardieu und Roman Polański liefern sich in diesem kammerspielartigen Psychodrama ein großartiges darstellerisches Duell mit erschreckendem Ausgang.
IMDb-Wertung: 7,7
Bernardo Bertoluccis Monumentalwerk „1900” zeigt in über fünf Stunden Spielzeit die Lebenswege zweier Männer, die am selben Tag geboren wurden, aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Großgrundbesitzer und Bauernsohn spielen sich Robert De Niro und Gérard Depardieu in den Hauptrollen gegenseitig an die Wand. Mit Ennio Morricone, Donald Sutherland und Altstar Burt Lancaster, der von dem Film so begeistert war, dass er keine Gage verlangte, gewann Bertolucci weitere Meister ihres Fachs für sein Historienepos.
Bertoluccis „Der letzte Tango in Paris” hatte bereits für Aufregung gesorgt. „1900” setzte noch eins drauf und löste mit seinen expliziten Sexszenen eine Welle der Empörung aus. Für Depardieu, der sich mit Haut und Haaren in seine Rollen stürzt und dabei keine Tabus scheut, war die Figur des aufbegehrenden Bauernsohns, der mit dem von Robert De Niro gespielten Gutsherrn politisch und in Liebesangelegenheiten konkurriert, eine ausgezeichnete Gelegenheit, seinen schauspielerischen Mut zu beweisen.
IMDb-Wertung: 7,7
Wer ist wohl dieser titelgebende Onkel aus Amerika? Das ist eine von vielen Fragen, die man sich beim Anschauen von Alain Resnais’ Experimentalfilm stellt. Gekonnt montiert der Regisseur Ausschnitte aus anderen Spielfilmen (etwa mit Jean Marais) und selbst inszenierte Szenen ineinander, ergänzt diese durch dokumentarisches Material und lässt den Forscher Henri Laborit vor der Kamera zu Wort kommen.
So entfaltet „Mein Onkel aus Amerika” seine ganz eigene Erzählweise, während er die Lebensläufe seiner drei Protagonisten verfolgt, darunter Gérard Depardieu als René. Dank Resnais’ inszenatorischer Raffinesse gerät der Film dabei zu einer unterhaltsamen Studie über menschliches Verhalten. Am Ende mag so mancher Zuschauer mit mehr Fragen als Antworten zurückbleiben. Aber das ist als Kompliment an den Film zu verstehen, der die Kritiker begeisterte.
IMDb-Wertung: 7,8
Es waren große Fußstapfen, in die Kenneth Branagh 1996 mit seiner Hamlet-Verfilmung trat, denn kein Geringerer als Sir Laurence Olivier mimte UND inszenierte Shakespeares bekannten Titelhelden bereits 1948 und stürmte damit die Oscar-Verleihung im darauffolgenden Jahr nahezu im Alleingang: Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Beste Kostüme und Bestes Szenenbild. Branaghs Interpretation wartete mit einem Staraufgebot u.a. bestehend aus Kate Winslet, Julie Christie, Jack Lemmon, Robin Williams und natürlich Gérard Depardieu auf. Sie alle spielten sich die Seele aus dem Leib und hinterließen - selbst in den Nebenrollen - unvergessliche Eindrücke bei den Zuschauern.
IMDb-Wertung: 7,8
Ang Lees vierfach Oscar-prämierter Mix aus fantastischem Abenteuerfilm und nachdenklichem Drama berührte Millionen Zuschauerherzen. In fantastischen Bildern wird das Schicksal eines Jungen erzählt, der auf eine unfreiwillige Schiffsreise geschickt wird. Mit an Bord ist ein grantiger Koch (die Rolle nimmt man Gérard Depardieu sofort ab) und ein ganzer Zoo. Als das Schiff kentert, nimmt die Geschichte einen unglaublichen Verlauf und Depardieus Nebenrolle bekommt eine völlig unerwartete Bedeutung, die uns eiskalte Schauer über den Rücken jagt!
IMDb-Wertung: 7,9
Der ehemalige Steuerbeamte Jean de Florette (Gérard Depardieu) will mit seiner Familie auf dem Lande glücklich werden. Doch der Zugezogene, der im Dorf auch noch durch seinen Buckel für Naserümpfen sorgt, ist dem ansässigen Papet (Yves Montand) ein Dorn im Auge. Er will Jean ruinieren und verschweigt, dass er mit Hilfe seines Neffen (Daniel Auteuil) unlängst die Wasserquelle auf Jeans Grundstück versiegelt hat. Jean versucht alles, um seinen Traum und das Glück seiner Familie noch zu retten. Fortan schleppt er sich in der sengenden Hitze der Provence mit schweren Wasserkübeln auf seinem Buckel Meter für Meter über die Hügel voran. Die Qual treibt Gérard Depardieu die Schweißperlen auf die Stirn und uns, die wir ihm dabei zusehen müssen, die Tränen in die Augen – wohl wissend, dass das rettende Wasser nur wenige Meter von seiner Haustür entfernt ist!
Als Jean de Florette kann Gérard Depardieu zu seiner Höchstform aufspielen. Ein würdiger Platz 1!
IMDb-Wertung: 8,0
In seinem Film DAS WUNDER VON MARSEILLE darf sich Gérard Depardieu wieder durch einige Untiefen seines Filmcharakters graben.
Als gealterter Schachmeister nimmt er sich zunächst widerwillig dem kleinen Fahim an, der um die halbe Welt gereist ist, um sein Glück zu finden. Das begegnet ihm ausgerechnet in Person von Depardieu. Den Film gibt es ab sofort auf DVD, Blu-ray und digital. Mit einem Klick hier kannst du dir die DVD bestellen.
Autor/-in: J.Leipnitz