HELDIN

Ein intensives Kinoerlebnis: Was HELDIN so außergewöhnlich macht

Leonie Benesch
HELDIN, Rechte bei Zodiac Pictures/Tobis

Es gibt sie selten: Kinofilme, die uns so in ihren Bann ziehen, dass wir glauben, das Gesehene am eigenen Leib zu erfahren. Solch ein außergewöhnliches Kinoerlebnis beschert uns HELDIN. 

Das Drama von Petra Volpe begleitet die Pflegefachfrau Floria, gespielt von DAS LEHRERZIMMER-Star Leonie Benesch, durch eine komplette Schicht in einem Schweizer Krankenhaus. 

 

Wenn Floria von Patient zu Patient eilt, geht einem schon beim Zuschauen ordentlich die Pumpe und der Adrenalinspiegel steigt mit zunehmender Laufzeit, denn schnell wird klar: Florias Arbeit als Pflegefachfrau ist ein Rennen gegen die Zeit. Wie gelingt es HELDIN, so intensiv zu wirken? Neben Filmpreis-Gewinnerin Leonie Benesch und der renommierten Regisseurin Petra Volpe kreieren Kamera, Schnitt und Musik einen Sog, der uns bis zur allerletzten Minute von HELDIN nicht mehr loslässt. Wir sehen uns an, welche Talente dahinterstecken.

Kamera: Judith Kaufmann

Sie gehört ohne Frage zu den Größten ihrer Zunft, nicht nur hierzulande. HELDIN ist nach TRAUMLAND (2014) und DIE GÖTTLICHE ORDNUNG (2017) bereits die dritte Zusammenarbeit von Petra Volpe mit der preisgekrönten deutschen Kamerafrau Judith Kaufmann. Ihre Kamera zieht die sterilen Stationsgänge der Klinik scheinbar endlos lang, was Florias Wege von Zimmer zu Zimmer ebenso schier endlos erscheinen lässt. Kaufmann fängt auf der einen Seite die mehr oder weniger allein gelassene Pflegefachfrau ein, die dringend Unterstützung bräuchte.

 

Leonie Benesch
HELDIN, Rechte bei Zodiac Pictures/Tobis

Auf der anderen Seite geht sie ganz nah ran und schafft eine Intimität zwischen Floria und ihren Patient:innen, die die Arbeit in der Pflege so wunderbar macht. Es sind diese Momente, die der abgekämpften Floria wieder Kraft geben und die die Zuschauer:innen die menschliche Wärme spüren lassen, einen der Gründe, warum viele Pflegkräfte diesen Beruf trotz aller Herausforderungen lieben und jeden Tag aufs neue mit viel Herzblut ausüben.

 

Leonie Benesch, Margherita Schoch
HELDIN, Rechte bei Zodiac Pictures

Judith Kaufmann hatte Leonie Benesch bereits im Oscar®-nominierten Film DAS LEHRERZIMMER (2023) vor der Linse, sodass die beiden auf Anhieb eine gemeinsame Dynamik entwickelten:

„Judith ist die Queen! Das ist ein wunderbares Zusammenspiel, weil ich immer darauf vertrauen kann, dass sie genau das Richtige tut und mich begleitet, meine Bewegungen antizipiert.“ (Leonie Benesch)

Von der Qualität ihrer Arbeit zeugen zahlreiche Anerkennungen, die Judith Kaufmann während ihrer bisherigen Karriere bereits gesammelt hat: Viermal war sie für den Deutschen Filmpreis nominiert (u.a. für ELSER - ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT), dreimal gewann sie den Deutschen Kamerapreis, u.a. für SCHERBENTANZ (2002) und für das Kinodrama DIE FREMDE (2009).

 

Ihre Farbgestaltung, Bildsprache und Kamerabewegung stellt Kaufmann stets in den Dienst der Figuren, die sie unaufdringlich begleitet und dabei doch immer emotional ganz nah an ihnen und ihren Beziehungen zueinander dran ist. Eine Stärke, die sie auch zur perfekten Kamerafrau für die Kinoadaption von Hape Kerkelings Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ von 2018 machte.

 

Montage: Hansjörg Weißbrich

Bei ihrer Arbeit für HELDIN konnte sich Kaufmann voll und ganz auf Hansjörg Weißbrich verlassen, mit dem sie bereits in Petra Volpes Filmen TRAUMLAND und DIE GÖTTLICHE ORDNUNG zusammengearbeitet hatte. Für TRAUMLAND wurde Weißbrich 2014 mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet.

 

Während die langen Plansequenzen, bei denen wir Floria in HELDIN durch die verschiedenen Räume begleiten, eine äußerst präzise Vorarbeit von Judith Kaufmann verlangten, konnte sich Weißbrich beim Schnitt vor allem auf seine Intuition und sein Rhythmusgefühl verlassen. Dass er den Spagat zwischen Spannung und emotionaler Tiefe beherrscht, zeigt HELDIN auf beeindruckende Weise. Das Drama hat es, wie zahlreiche seiner vorangegangenen Filme, auf die Berlinale geschafft, wo es seine Weltpremiere feierte. Als Stamm-Editor von Hans-Christian Schmidt war Hansjörg Weißbrich an einigen Filmen beteiligt, die das deutsche Kino geprägt haben, darunter CRAZY (2000) oder WAS BLEIBT (2012).

 

Für den Fernsehfilm FRAUEN LÜGEN BESSER erhielt Weißbrich 2000 den Deutschen Fernsehpreis. Ein Jahr später wurde der von ihm geschnittene Kurzfilm QUIERO SER (Regie: Florian Gallenberger) mit dem Oscar® ausgezeichnet. Seinen ersten Deutschen Filmpreis verdankt Weißbrich dem fast schon dokumentarisch anmutenden Politthriller STURM (2009), der von der Verfolgung eines bosnischen Kriegsverbrechers erzählt.  

 

2014 wurde er erneut mit dem Deutschen Filmpreis für den besten Schnitt ausgezeichnet für den Film ZWEI LEBEN des Regisseurs Georg Maas. Zuletzt arbeitete HELDIN-Regisseurin Petra Volpe mit Weißbrich für ihr Drama DIE GÖTTLICHE ORDNUNG zusammen, das zu einem der erfolgreichsten Schweizer Filme aller Zeiten avancierte.

 

Internationale Anerkennung erlangte zuletzt das von Weißbrich geschnittene Drama SEPTEMBER 5 (2025), das für einen Oscar® nominiert wurde und in dem ebenfalls Leonie Benesch mitspielt.

Musik: Emilie Levienaise-Farrouch

Die Musik von HELDIN stammt aus der Feder der in London lebenden Französin Emilie Levienaise-Farrouch. Als klassische Pianistin ausgebildet, schloss sie in London ihr Studium in akustischer Komposition ab. Während ihres Studiums komponierte sie erste Filmmusiken. 2023 tauchte sie mit sphärischen Klängen ALL OF US STRANGERS in die richtige Klangwelt.

 

Wir sind gespannt, was wir von der talentierten, für einen British Independent Film Award nominierten Komponistin nach HELDIN noch zu hören bekommen.

Aber erstmal freuen wir uns auf HELDIN! Das Drama von Petra Volpe startet am 27. Februar im Kino.

Autor/-in: J.Leipnitz

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