Das Wunder von Marseille

Oh là là! 7 aktuelle Tipps für Freunde des französischen Films

Das französische Kino begeistert sein Publikum seit Jahrzehnten mit seinem Mut und Einfallsreichtum. Auch die Jahre 2019 und 2020 waren für Freunde des französischen Films très aufregend! Wir haben die besten französischen Filme der letzten beiden Jahre für dich in der Übersicht.

In der jüngsten Vergangenheit brachte die Grande Nation wieder so einige sehenswerte Filme auf die große Leinwand. Mit dabei sind Stars wie Audrey Tautou, Juliette Binoche oder Vincent Cassel. Und Frankreichs Enfant terrible Gérard Depardieu schlägt in DAS WUNDER VON MARSEILLE überraschend sensible Töne an.

Filmtipp #1: „Gelobt sei Gott" (2019)

Das mitreißende Drama von Meisterregisseur François Ozon verarbeitet einen tatsächlichen Missbrauchsskandal in Lyon und zeigt dabei eindringlich und mit viel Fingerspitzengefühl das Leid, aber auch die unglaubliche Stärke der Missbrauchsopfer.

 

Alexandre (Melvil Poupaud) kann es nicht fassen: 30 Jahre, nachdem er vom Pfarrer seiner Gemeinde missbraucht wurde, kehrt dieser zurück und geht seiner Arbeit mit Kindern nach, als wäre nie etwas geschehen. Und Alexandre ist nicht das einzige Opfer. François (Denis Ménochet) und Emmanuel (Swann Arlaud) mussten dasselbe Trauma durchleiden. Nun setzen die drei alles daran, um ihren Peiniger zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei stoßen sie nicht nur in der Kirche, sondern auch in ihren eigenen Familien auf Widerstand.

Filmtipp #2: „Lieber Antoine als gar keinen Ärger" (2019)

Acht Jahre im Gefängnis haben aus Antoine (Pio Marmaï) nicht gerade einen Engel gemacht. Da hilft es auch nicht, dass er das Verbrechen, wegen dem er im Knast saß, gar nicht begangen hat. Antoine landete nur hinter Gittern, weil Yvonnes (Adèle Haenel) bereits verstorbener Ehemann, der als Volksheld gefeiert wird, in Wirklichkeit ein notorischer Lügner und Betrüger war. Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit versucht Yvonne nun mit allen Mitteln wieder gut zu machen.

 

Regisseur Pierre Salvadori ist mit „Lieber Antoine als gar keinen Ärger" eine liebenswert chaotische Komödie gelungen, deren Inszenierung mit witzigen Ideen überrascht. Als Sahnehäubchen obendrauf darf die entzückende Audrey Tautou nach „Bezaubernde Lügen" und „Liebe um jeden Preis" bereits zum dritten Mal in einem Film von Salvadori ihren unverwechselbaren französischen Charme versprühen.

Filmtipp #3: DAS WUNDER VON MARSEILLE (2019)

 

Weniger verrückt, aber mit mindestens genauso viel Herz ist unser Filmtipp DAS WUNDER VON MARSEILLE. Fahim (Assad Ahmed) ist ein kleiner Junge mit großen Träumen: Er will Weltmeister werden - im Schach.

Assad Ahmed
DAS WUNDER VON MARSEILLE, Rechte bei Tobis

In seiner Heimat Bangladesch hat er mit seinen Schachkünsten bereits Schlagzeilen gemacht.

DAS WUNDER VON MARSEILLE, Rechte bei Tobis

Aber seine Bekanntheit macht ihn auch zur Zielscheibe, denn das humanitäre Engagement seines Vaters ist dem brutalen Regime ein Dorn im Auge. Um Fahim zu beschützen, flieht sein Vater mit ihm nach Frankreich, wo sein Talent vom verschrobenen Trainer Sylvain (Gérard Depardieu) entdeckt wird.

Gérard Depardieu
DAS WUNDER VON MARSEILLE, Rechte bei Tobis

Fahims Traum scheint zum Greifen nah.

DAS WUNDER VON MARSEILLE, Rechte bei Tobis

Doch dann sollen er und sein Vater Frankreich plötzlich wieder verlassen. Für Fahim beginnt ein Spiel um sein Leben.

Assad Ahmed
DAS WUNDER VON MARSEILLE, Rechte bei Tobis

DAS WUNDER VON MARSEILLE ist die Verfilmung des unglaublichen Schicksals von Fahim Mohammad, dessen außergewöhnliches Schach-Talent das Ticket in die Freiheit für ihn und seine Familie war.

DAS WUNDER VON MARSEILLE, Rechte bei Tobis

An einem beeindruckenden Einzelfall macht Regisseur Pierre-François Martin-Laval das brisante Thema Einwanderung emotional erfahrbar und schafft daraus zur richtigen Zeit ein einfühlsames Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Zusammenhalt.

Filmtipp #4: „Alles außer gewöhnlich" (2019)

Die Freunde Bruno (Vincent Cassel) und Malik (Reda Kateb) betreuen seit mehr als 20 Jahren Kinder und Jugendliche, die „Alles außer gewöhnlich" sind. Mit äußerst begrenzten Mitteln, aber umso mehr Einsatz kümmern sie sich in ihren Einrichtungen um besondere Fälle von Autismus, die nirgendwo sonst einen Platz in der Welt finden. Brunos und Maliks unkonventioneller Umgang mit ihren Schützlingen sorgt jedoch für Ärger mit den Behörden. Sie drohen, die Einrichtungen zu schließen, was für die Kinder katastrophale Folgen hätte.

 

„Alles außer gewöhnlich" zeigt eine Parallelwelt der französischen Gesellschaft, die versucht, das zu leisten, was die französischen Behörden seit Jahrzehnten versäumen: Menschen mit Autismus eine angemessene Betreuung und Lebensperspektive zu geben. In Vincent Cassel und Reda Kateb hat das Regie-Duo Éric Toledano und Olivier Nakache („Ziemlich beste Freunde") zwei exzellente Hauptdarsteller gefunden, deren unerschütterlicher Optimismus und Nächstenliebe so ansteckend sind, dass sie sich direkt von der Leinwand auf den Zuschauer übertragen.

Filmtipp #5: „Die Wütenden - Les Misérables" (2020)

Nach seiner Versetzung in die krisengebeutelte Gemeinde Montfermeil muss der rechtschaffene Polizist Stéphane (Damien Bonnard) sein Verständnis von Recht und Ordnung noch einmal überdenken. Kriminelle Banden, Drogen und Radikale machen aus dem Problembezirk ein Pulverfass, das ausgerechnet an Stéphanes erstem Tag im Einsatz explodiert. Plötzlich befindet er sich mitten in einem Aufstand. Dabei gerät er nicht nur mit Steine werfenden Kindern aneinander, sondern auch mit seinem aggressiven Kollegen Chris (Alexis Manenti). Denn Chris’ Motto lautet: Ich bin das Gesetz. Schnell verschwimmen die Grenzen zwischen Gesetzeshütern und Verbrechern.

 

„Die Wütenden - Les Misérables" ist das bemerkenswerte Spielfilmdebüt von Regisseur Ladj Ly, der selbst im geschichtsträchtigen Montfermeil aufwuchs, wo es 2005 zu heftigen Ausschreitungen zwischen Polizisten und Einwohnern kam. Der Titel erinnert nicht zufällig an Victor Hugos bekannten Roman, dessen Handlung in derselben elendserfüllten Gemeinde spielt.

Filmtipp #6: „Jean Paul Gaultier: Freak & Chic" (2020)

Von wegen Dokumentationen sind langweilig und dröge – diese strotzt nur so vor Glitzer, Glamour und Energie! „Jean Paul Gaultier: Freak &Chic" begleitet den außergewöhnlichen Modeschöpfer bei der Entstehung seiner fulminanten „Fashion Freak Show", die als Mix aus Revue, Musical und Fashion Show ein noch nie dagewesenes Event im berühmten Folies Bergère darstellt. Über sechs Monate blickte Regisseur Yann L’Hénoret hinter die Kulissen. Dabei fing er intime Momente aus dem Leben des Kultdesigners ein, etwa wenn Gaultier über seine Kindheit oder über seine große Liebe Francis Menuge spricht.

 

Bevölkert wird die Dokumentation von bunten Paradisvögeln des Showgeschäfts und Entertainmentgrößen wie Madonna, Catherine Deneuve und Marion Cotillard.

Filmtipp #7: „La Vérité – Leben und lügen lassen" (2020)

„La Vérité", die Wahrheit - so hat Fabienne (Catherine Deneuve) ihre Biografie betitelt. Das Buch der bekannten Schauspielerin ist ein Bestseller und lockt sogar ihre Tochter Lumir (Juliette Binoche) nach langen Jahren der Entfremdung wieder nach Hause. Die ist allerdings gar nicht einverstanden mit der Wahrheit ihrer Mutter, denn die hat wenig Ähnlichkeit mit Lumirs Erinnerungen an ihre Kindheit. So wird die Familienzusammenkunft genutzt, um alte Probleme zu wälzen, aneinander herumzukritteln und lieb gemeinte Bösartigkeiten auszutauschen. Wie man das bei Familientreffen eben so macht. Auch Lumirs Ehemann Hank (Ethan Hawke) bekommt sein Fett weg.

 

Schon der letzte Film von Regisseur Hirokazu Koreeda, „Shoplifters“, war ein fein beobachtetes Familiendrama und wurde mit einer Nominierung als bester fremdsprachiger Film bei den Oscars bedacht. In „La Vérité“ gibt Koreeda seinen Stars Catherine Deneuve und Juliette Binoche reichlich Raum, um ihr Talent in aller Köstlichkeit auszuspielen. Entsprechend genießt auch das Publikum, ihnen bei ihren Wortgefechten und Annäherungsversuchen zuzusehen. Französisches Kino made in Japan von allerfeinster Raffinesse! 

Wenn es dir zu Hause gerade so richtig warm ums Herz werden soll, empfehlen wir dir die DVD von DAS WUNDER VON MARSEILLE, die du dir mit einem Klick auf diesen Link nach Hause bestellen kannst.

Autor/-in: J.Leipnitz

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