Die besten Geschichten schreibt das Leben? Na vor allem, wenn es sich um das außergewöhnliche Leben eines Popstars handelt. Hier kommt unsere Top 12 der besten Musik-Biopics.
Biografien von Showstars sind Heldenreisen. Sie faszinieren uns, weil wir sehen, wie sie Widerstände überwanden, es aus bescheidenen Anfänge heraus nach oben schafften, und schließlich zu denen wurden, die sie wirklich sein wollten. So auch in BETTER MAN - DIE ROBBIE WILLIAMS STORY, dem Musik-Biopic über Robbie Williams, das am 2. Januar in die Kinos kommt und das Genre ordentlich aufmischen wird. Der Trailer flasht schon mal ordentlich:
Regisseur und Autor Michael Gracey zeigt in diesem Ausnahmefilm Robbies Reise von der Take-That-Hysterie in den Neunzigern bis zu seinem Aufstieg zu einem der größten Popstars der Gegenwart. Und weil Robbie immer für eine Überraschung gut ist, begeistert auch der Film mit einem speziellen Kunstgriff: Robbie wird von einem computergenerierten Affen gespielt. Um mit Robbies großartigem Songtitel zu sprechen: „Me And My Monkey“. Nicht nur für Robbie Williams, auch für Musikbiografien im Allgemeinen gilt immer öfter der Grundsatz: Lineares Nacherzählen der Lebensgeschichte – das reicht nicht!
Hier kommt unsere Top 12 der besten Musik-Biopics.
Wer bin ich? Und wenn ja: Wie viele? Bob Dylan antwortete auf diese Fragen: „Ich kann immer nur ich selbst sein. Wer auch immer das ist.“ Regisseur Todd Haynes wollte ihn da auch nicht einengen und verfilmte diese Hymne auf His Bobness mit gleich sechs verschiedenen Handlungssträngen.
Christian Bale, Richard Gere oder Heath Ledger als Bob Dylan? Klingt schon gut und erscheint auch nachvollziehbar. Aber Cate Blanchett? Da rieben sich viele verwundert die Augen. Cate war es, die Haynes‘ assoziative Collage in eine magische Sphäre erhob. In weiteren Rollen: Charlotte Gainsbourg und Michelle Williams.
IMDb-Wertung: 6,8
Ebenfalls unkonventionell besetzt ist Steven Soderberghs Chronik der sechs Jahre dauernden Romanze zwischen dem Entertainer Liberace (Michael Douglas) und seinem jungen Liebhaber Scott Thorson (Matt Damon). Jahrelang hatte Regisseur Steven Soderbergh versucht, die großen Studios davon zu überzeugen, doch es war wohl, wie ein Kritiker schrieb, „zu schwul für Hollywood“. HBO realisierte schließlich die Geschichte dieser heimlichen und herb endenden Liebe.
Liberace, Jahrgang 1919, galt als Piano-Wunderkind und in seiner Las Vegas-Phase als bestbezahlter Entertainer der Welt, der gegen Veröffentlichungen über seine Homosexualität zahlreiche Prozesse führte und sogar unter Eid schwor, nicht schwul zu sein. Michael Douglas spielt den exaltierten „Glitter Man“ als verwöhntes großes Kind, das gewohnt ist, sich zu nehmen, was es will – und sogar seinen jungen Lover nach seinem Ebenbild umoperieren lässt.
IMDb-Wertung: 7,0
Playback? Pah! Val Kilmer sang selbst. Mutig, wenn man das Original bedenkt. Aber der Hauptdarsteller beeindruckte alle mit seinem Gesang. Außer, erwartungsgemäß, die früheren Bandmitglieder der Doors. Trotz deren Kritik gelingt Regisseur Oliver Stone nicht nur ein Sittenbild der Sechzigerjahre, er zeigt auch den rauschhaften Sog, dem viele der tragischen Rock’n‘Roll-Toten nicht gewachsen waren.
Jimi, Janis, Jim (später, unter ähnlichen Vorzeichen: Kurt) – sie traten jeweils mit 27 Jahren von der Bühne ab. Starke, wilde, grenzenlose Menschen, deren Lebenskerzen von beiden Enden brannten. Neben Val Kilmer sehen wir Meg Ryan als Jim Morrisons Freundin Pam, sie hatte in dieser Zeit mit Taschentuchfilmen wie HARRY UND SALLY (1989) oder SCHLAFLOS IN SEATTLE (1993) großen Erfolg. Aber auch Nebenrollen sind mit Überraschungsgästen wie Billy Idol oder Eric Burdon exzellent besetzt.
IMDb-Wertung: 7,2
Curtis Hansons Film über einen jungen weißen Rapper in der schwarzen Hip-Hop-Szene von Detroit ist zwar eigentlich Fiktion. Jedoch spielt Hauptdarsteller Eminem, selbst in Detroit aufgewachsen, nicht nur äußerst überzeugend, mit dieser Mischung aus blitzender Wut und Resignation in den Augen. Er erklärte 8 MILE auch im Nachhinein zu seinem Biopic.
Regisseur Curtis Hanson hatte zuvor großartige Filme wie L.A. CONFIDENTIAL (1997) oder DIE WONDERBOYS (2000) gedreht. Für 8 MILE fand er eine energiegeladene Bildsprache, die die verfallenen Seiten Detroits ebenso angemessen inszeniert, wie Kim Basinger als haltlose Trailer-Park-Mom. Den Soundtrack gab Hanson geschmackssicher in die Hände des Hauptdarstellers. Gleich zwei Alben erschienen mit Killer-Tracks von Gang Starr, Jay-TZ, 50 Cent, Wu-Tang-Clan oder OutKast. Eminem wurde übrigens von Dr. Dre entdeckt, von dem wir später noch einmal hören.
IMDb-Wertung: 7,2
Wie wird aus einem kleinen, dicken Jungen ein Rockstar? Das fragt sich der ebenso talentierte wie schüchterne Reginald Kenneth Dwight. Und er spürt: Dazu brauchst du nicht nur einen griffigen Künstlernamen. Du musst den, als der du geboren wurdest, umbringen, damit du zu dem werden kannst, der du sein willst. Und das ist mehr als eine Namensänderung und auch mehr als ein Coming-out. So wird Reginald zu einer Rakete. Er wird zu Elton John.
Es ist die Zeit des Glam-Rock. Große Brillen, große Gefühle. Hauptdarsteller Taron „Kingsman“ Egerton verschmilzt derart mit seiner Rolle, dass er und Elton kaum noch zu unterscheiden sind. Egerton erzählt, dass sie immer noch erstaunt sind, wenn sie sich gegenseitig am Telefon hören. Die beiden haben sogar gemeinsam live performt; es ist, als sängen sie mit einer Stimme. Im Film sitzen die Songs dramaturgisch perfekt und steigern ROCKETMAN zu einem rauschhaften Pop-Kunstwerk, das bisweilen an die Musicals von Baz Luhrman erinnert.
IMDb-Wertung: 7,3
Wo wir gerade von ihm sprechen: Der Meister selbst zeigt mit ELVIS (2022) erneut, für welche Überraschungen er gut sein kann. Eigentlich dachte die Popwelt, nahezu alles über den King of Rock’n’Roll zu wissen, da zauberte Luhrman dessen Verhältnis zu seinem Manager Tom Parker (Tom Hanks) aus dem Hut, einem niederländisch-stämmigen Hochstapler und Spieler mit erstaunlichen manipulativen Fähigkeiten, der den jungen, gutaussehenden LKW-Fahrer (Austin Butler) entdeckt, ihn zum Superstar macht, ihn hintergeht und ausbeutet.
Problematisch. Doch in den Händen von Baz Luhrman werden auch solche Geschichten zu hinreißender Musik. Sein Gefühl für Timing und Rhythmus mutet an, als wäre die Leinwand für ihn ein Musikinstrument. Egal ob beim Südstaaten-Gottesdienst oder am Ende in Las Vegas. Die Bilder und Tanzszenen grooven derart, dass man am liebsten aus dem Kinosessel aufspringen und mittanzen möchte.
IMDb-Wertung: 7,3
Sie wurde von der Mutter verlassen, von der Großmutter in einem Bordell aufgezogen, im Alter von 19 Jahren beim Singen auf der Straße entdeckt und zum größten Star des französischen Chansons, der die Karrieren von Gilbert Bécaud, Charles Aznavour oder Yves Montand förderte. Edith Piaf gilt als die Stimme von Paris, ein französisches Nationalheiligtum. Bis heute wird ihr Grab auf dem Friedhof Père Lachaise, auf dem auch Jim Morrison liegt, mit frischen Blumen geschmückt.
Dennoch war das Leben dieser 1,47 Meter großen Stehauffrau bis zu ihrem Tod 1963 auch voller Widersprüche und Zusammenbrüche. Stoff für eine ergreifende Lebensgeschichte – und für die großen Chansons, die bei der Piaf immer direkt aus ihrem Leben zu kommen schienen: „Milord“, „La Vie en rose“ oder „Non, je ne regrette rien“. Die überragende Marion Cotillard erhielt für diese Rolle unter anderem einen Oscar®, einen Golden Globe und einen französischen César.
IMDb-Wertung: 7,5
Der zuvor erwähnte Tom Parker war ein großer Bewunderer von P. T. Barnum, hier gespielt von Hugh Jackman, einem amerikanischen Showbusiness-Pionier, der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem Kuriositätenkabinett begann und am Ende das größte Entertainment-Unternehmen seiner Zeit leitete.
Grundlage für einen opulenten Musicalfilm, mit dem der Visual-Effects-Spezialist Michael Gracey sein Regiedebüt gab. Gracey offenbarte bald darauf sein Talent für Musikfilme, unter anderem als Produzent von ROCKETMAN oder der P!NK-Doku ALL I KNOW SO FAR (2021) – und nun in Robbie Williams‘ mitreißendem Biopic BETTER MAN - DIE ROBBIE WILLIAMS STORY.
IMDb-Wertung: 7,5
Seine Zeitgenossen nannten ihn einfach „das Genie“. Wer ihm nahestand, durfte auch „Brother Ray“ sagen. Ray Charles ebnete den Weg für den modernen Soul, indem er Jazz, Rhythm and Blues und Gospel zusammenführte. RAY zeigt seine Kindheit, seine Erblindung, seinen kometenhaften Aufstieg, aber auch seine Affären und die Heroinsucht.
Das ist umso bemerkenswerter, als der Künstler die jahrelange Vorbereitungsphase und die Entstehung des Films bis kurz vor Ende der Dreharbeiten persönlich begleitete – und nichts beschönigen wollte. Ray Charles konnte den fertiggestellten Film nicht mehr sehen. Stellvertretend für ihn nahm Jamie Foxx den weltweiten Jubel und schließlich einen Oscar® als bester Hauptdarsteller entgegen.
IMDb-Wertung: 7,5
N.W.A. waren die einflussreichste Kreativzelle des Westcoast-Hip-Hop. Ohne sie wüsste die Welt heute vielleicht nicht, was für ein trostloser Ort Compton sein kann. Na klar, Tarantino drehte hier JACKIE BROWN (1997). Aber auf der musikalischen Landkarte wurde der Vorort von Los Angeles durch vier junge Männer verewigt, die sich „Niggaz Wit Attitudes“ nannten. Ihr Debütalbum von 1988 war der Blueprint für den sogenannten Gangsta-Rap, ihre Beats lieferten den Soundtrack für Straßenkämpfe, ihr Einfluss auf die Hip-Hop-Kultur zeigt sich bis heute in den Karrieren von Eminem oder Snoop Dogg.
Doch was trieb Dr. Dre, Ice Cube, Easy-E und den Arabian Prince an? Denn die Jungs aus der Hood wurden durch den Erfolg zerrissen und von ihrem Manager betrogen. Ice Cube, längst mit familientauglichen Komödien erfolgreich, machte sich mehr als 25 Jahre später an die Story und produzierte den Film gemeinsam mit Dr. Dre. Familiensinn bewies er dabei auch bei der Besetzung der Hauptrolle: Er wird von seinem eigenen Sohn O'Shea Jackson Jr. gespielt.
IMDb-Wertung: 7,8
Joaquin Phoenix stand schon von Kindesbeinen an vor der Kamera, in vielen unvergesslichen Rollen. Aber das war schon ein Ritterschlag: Johnny Cash suchte die Hauptdarsteller für sein Biopic persönlich aus. Reese Witherspoon als seine Frau June und Joaquin Phoenix für sich selbst. Leider konnte Cash selbst nicht mehr sehen, wie gut seine Wahl war.
Nachdem Cash in den Neunzigern durch Rick Rubins „American Recordings“ ein großes Comeback erlebt hatte, war mit ihm auch Country Music wieder cool geworden. Rubins Aufnahmen zeigten Cash in einer neuen Tiefe als große dunkle Seele, die Joaquin Phoenix hier meisterhaft herausarbeitet und mit Reese Witherspoon außerdem die grandiose Musik-Lovestory des Paares auf die Leinwand zaubert. Natürlich haben die beiden die meisten Songs auch selbst gesungen. Regisseur James Mangold kehrt übrigens nach INIDIANA JONES UND DAS RAD DES SCHICKSALS (2023) 2025 mit einem Bob Dylan-Biopic zurück zur Musik. Hauptrolle: Timothée Chalamet.
IMDb-Wertung: 7,8
Bevor wir zu Platz 1 kommen, zunächst noch unser Sonderpreis außer Konkurrenz. Trommelwirbel für THIS IS SPINAL TAP! Diese Band hat nie existiert, obwohl es ihr gelungen ist, im zweitbeliebtesten Musik-Biopic auf IMDb zu spielen. Nach der Zahl der abgegebenen Stimmen rangiert sie sogar nur knapp hinter dem ersten Platz.
THIS IS SPINAL TAP ist eine klassische Mockumentary, mit der Rob Reiner (HARRY UND SALLY) sein Regiedebüt gab und hier auch als Hauptdarsteller einen Dokumentarfilmer spielt, der eine Metal-Band portraitiert. THIS IS SPINAL TAP, so der Name der Band, ist sichtlich amüsiert, auch die haarigsten Heavy-Metal-Klischees zu erfüllen. Bis heute legendär sind die Gitarrenverstärker, deren Regler bis 11 gehen. Denn, klar, die sind einfach lauter.
IMDb-Wertung: 7,9 (von 11)
Rami Malek rockt das Kino, als spielten er und seine Band eine ausverkaufte Stadiontour. Kein Wunder, für die Dreharbeiten wurde unter anderem eine exakte Replika der Live-Aid-Bühne gebaut. Trotz einiger historischer Freiheiten ist BOHEMIAN RHAPSODY eine Hymne auf die Kraft der Musik und die Unsterblichkeit eines echten Showmans.
Dem Thema angemessen krachte es auch hinter den Kulissen. Regisseur Bryan Singer wurde kurz vor Drehschluss gefeuert und durch Dexter Fletcher (ROCKETMAN) ersetzt. „Das Glück ist mit den Mutigen“, sagt ein Musikmanager im Film. Und Rami Maleks umwerfende Performance erneuert den Glauben daran in jeder Szene. Dafür gab es insgesamt vier Oscars®.
IMDb-Wertung: 7,9
Und nun gibt Robbie Williams dem Affen Zucker. Der Film über sein Leben ist vor allem eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle. Mitreißend, brutal ehrlich und genauso charmant wie Robbie: BETTER MAN - DIE ROBBIE WILLIAMS STORY läuft ab 2. Januar 2025 im Kino!
Autor/-in: A. Smithee
Folge uns auch auf Facebook, Instagram und YouTube.
‘OSCAR®’ is the registered trademark and service mark of the Academy of Motion Picture Arts and Sciences.