Manche Filme geben einem nichts weniger als den Glauben ans Kino zurück. So wird das eindringliche Südstaaten-Familiendrama MONSTER`S BALL des jungen Schweizer Regisseurs Marc Forster sicher nicht nur als moderner Klassiker in die Filmgeschichte eingehen, weil Halle Berry als erste dunkelhäutige Hollywood-Schauspielerin den Oscar als Beste Hauptdarstellerin gewann. Die Geschichte von MONSTER`S BALL brennt sich vielmehr in die Seelen der Zuschauer, weil sie nicht das Zeigen von Hass und Verlust fürchtet, aus dem Liebe und Zukunft mitunter erst wachsen können. Es geht um vererbten Rassismus und zerbrochene Familien, um staatlich sanktionierte Todesurteile und ganz privates Sterben. Vor allem aber geht es um schwierige Menschen wie den mürrischen Redneck Hank Grotowski (Billy Bob Thornton) oder die jähzornige Kellnerin Leticia Musgrove (Halle Berry), die unabhängig voneinander menschliche Tragödien verkraften müssen. Sie ahnen nicht, was sie wirklich verbindet, als sie sich zufällig treffen, irgendwo in Louisiana. Doch da ist dieses Gefühl, das sie eint. Die Trauer. Das Wissen, an einem Tiefpunkt angekommen und daran nicht unschuldig zu sein. Dennoch bahnen sich Blüten von sonderbarer Schönheit ihren Weg aus dem Morast der dunklen Vergangenheit. Wie der junge Filmemacher Forster hier brutal intime Beobachtungen mit atemraubenden Breitwand-Panoramen kombiniert, das zählt zweifellos zum besten, was das zeitgenössische Independent-Kino Amerikas zu bieten hat. Neben Billy Bob Thornton in sensationeller Form und Halle Berry in der wohl wichtigsten Rolle ihrer Karriere, die ihr nicht nur den Oscar sondern auch den Silbernen Bären der Berlinale eingebrachte, bietet MONSTER`S BALL ein erstklassiges Ensemble bis in die kleinste Nebenrolle. Ernst und erhaben wie nie sind etwa Rap-Superstar Sean „Puffy“ Combs und Shooting Star Heath Ledger („Ritter aus Leidenschaft“) zu sehen, während Peter Boyle, Mos Def und der zehnjährige Debütant Corinji Calhoun die Besetzung abrunden. Das Drehbuch der Lions Gate Films Produktion stammt von Milo Addica und Will Rokos und wurde ebenfalls für einen Oscar nominiert. MONSTER`S BALL war einer der Kritiker- und Publikumsfavoriten der vergangenen Berlinale und riss auch in den USA die Rezensenten zu Hymnen hin. Die New York Times schrieb: „MONSTER`S BALL etabliert Marc Forster als eines der heißesten neuen Talente Hollywoods“, und Variety lobte den Film als Kunstwerk, das “mit einer stillen Intensität brennt und eine poetische, intelligente Sensibilität besitzt, die man in amerikanischen Filmen seit Jahren nicht gesehen hat.“ Hank Grotowski (Billy Bob Thornton) ist Wärter im Staatsgefängnis von Georgia. Wie schon sein rassistischer Vater Buck (Peter Boyle) zuvor und nun auch sein sensibler Sohn Sonny (Heath Ledger) eskortiert er Todeskandidaten bei ihrem letzten Gang auf den elektrischen Stuhl. Als Sonny bei der Hinrichtung des Schwarzen Lawrence Musgrove (Sean „Puffy“ Combs) die Nerven verliert und zusammenbricht, eskaliert der schwelende Familienkonflikt, der Sonny schließlich zu einer verzweifelten Tat treibt. Hank quittiert darauf hin seinen Job. Zufällig begegnet er der ebenso desillusionierten Aushilfskellnerin Leticia (Halle Berry). Sie ist die Frau, deren Mann er kurz zuvor exekutiert hat. Es beginnt eine obsessive Liebe zwischen zwei Menschen, die eigentlich nichts gemeinsam haben, außer dass sie beide am Abgrund stehen, und deren einzige Hoffnung es ist, sich aneinander festzuhalten.