The Father

Anthony Hopkins: Die Highlights einer rekordverdächtigen Karriere

Mit 83 Jahren wirbelte Anthony Hopkins dank THE FATHER die Filmwelt noch einmal so richtig durcheinander. Sein überraschender Oscar-Gewinn sorgte für einiges Aufsehen und fand gleichzeitig allseits Zustimmung.

Anthony Hopkins reicht es nicht, „einfach” einen Oscar zu gewinnen. Nein, er muss dabei auch jedes Mal einen Rekord aufstellen: Seine preisgekrönte Figur des Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer” hat, gemessen an der Laufzeit des Films, den kürzesten Leinwandauftritt aller Zeiten in der Kategorie der Hauptdarsteller. Und sein zweiter Oscar-Gewinn für THE FATHER machte ihn jüngst zum ältesten Preisträger der Geschichte in ebendieser Kategorie. Das sind nur zwei von unzähligen Highlights einer beeindruckenden Karriere…

Alle Spielzeiten hier klicken!

Ein Großer unter Giganten

Für Anthony Hopkins begann die Karriere direkt mit einem der größten Schauspieler aller Zeiten. Niemand Geringeres als Darstellerlegende Sir Laurence Olivier höchstpersönlich erkannte Anthony Hopkins’ Talent und holte ihn an sein Theater. Nachdem er am Royal National Theatre in kürzester Zeit zu einem geachteten Bühnendarsteller avancierte, zog es Anthony Hopkins bald vor die Kamera. Bereits sein zweiter Spielfilm überhaupt stellte ihn an die Seite wahrer Hollywood-Giganten. In dem mehrfach Oscar-prämierten Drama „Der Löwe im Winter” war er 1968 neben Katharine Hepburn und Peter O’Toole als Richard Löwenherz zu sehen:

 

Der mit drei Oscars ausgezeichnete Film verhalf Hopkins zu seiner ersten BAFTA-Nominierung. Privat kämpfte er zu dieser Zeit mit seiner Alkoholsucht, die ihn mit steigender Bekanntheit immer stärker im Griff hatte. Seine erste gefeierte Hauptrolle spielte Anthony Hopkins in der aufwendig inszenierten BBC-Serie „Krieg und Frieden" (1972). Die opulente Ausstattung und dreijährige Produktionszeit ließen die Serie zu einem epischen, für die Zuschauer der damaligen Zeit, außergewöhnlichen TV-Erlebnis werden. Vor allem Anthony Hopkins als Pierre Besúchow begeisterte die Kritiker, die in ihm die perfekte Besetzung für den bekannten Romancharakter sahen. Folgerichtig gewann Hopkins 1973 den British Academy Television Award, die britische Ausgabe des Emmys. 1975, gerade noch rechtzeitig – kurz vor seinem Sprung nach Hollywood – besiegte Hopkins seine Alkoholsucht. Seitdem rührte er keinen Tropfen mehr an und feierte auf Instagram sein Leben als trockener Alkoholiker:

 

In Hollywood unter Freunden

Nachdem er sich im Laufe der 70er Jahre in seiner englischen Heimat einen gewissen Star-Status erarbeitet hatte, drehte Anthony Hopkins für das US-amerikanische Fernsehen „Die Entführung des Lindbergh-Babys“. Darin spielt er den zwielichtigen Bruno Hauptmann, der für die Entführung des Babys vor Gericht verantwortlich gemacht wurde. Seine eindringliche Darstellung und der dafür gewonnene Emmy machten ihn 1976 auch in Hollywood bekannt. Richard Attenborough, der bereits länger ein Auge auf seinen Landsmann geworfen hatte, besetzte Hopkins daraufhin in seinem Star-gespickten Kriegsdrama „Die Brücke von Arnheim” (1977), in dem es ein Wiedersehen mit Hopkins’ Entdecker und Freund Laurence Olivier gab. 

 

Attenborough war es auch, der als erster Hopkins’ Qualitäten als Darsteller für psychisch derangierte Charaktere erkannte und in „Magic - Eine unheimliche Liebesgeschichte” (1979) nervenaufreibend in Szene setzte. Darin spielt Anthony Hopkins einen Bauchredner, dessen Puppe gefährlich lebendige Züge annimmt. Oder ist es alles nur in seinem Kopf? 

 

Als wahnhafter Bühnenkünstler wurde Anthony Hopkins das erste Mal für den Golden Globe als Bester Hauptdarsteller nominiert. Als Dr. Frederick Treves in David Lynchs „Der Elefantenmensch” (1980) war Hopkins wieder ganz Herr seiner Sinne und zeigte sich von seiner philanthropischen Seite. 

 

Das Drama, in dem Treves den entstellten John Merrick bei sich aufnimmt, um ihm ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, wurde für acht Oscars nominiert und ist ein filmhistorisch besonderes Dokument. Warum das so ist, erfährst du mit einem Klick hier:

DIE 13 BESTEN BRITISCHEN KOSTÜMDRAMEN

Das Böse in Person

Seine nächste Auszeichnung sollte Anthony Hopkins wieder für einen maliziösen Charakter bekommen. Dieses Mal handelte es sich um Adolf Hitler im TV-Film „Der Bunker” (1981). Das Kriegsdrama zeigt den Diktator während seiner letzten Tage und brachte Hopkins seinen zweiten Emmy ein. Auch als unsympathischer Leutnant William Bligh spielte sich Anthony Hopkins an der Seite seines alten Freundes Laurence Olivier in dem Historiendrama „Die Bounty” (1987) warm für das, was noch kommen sollte... 

 

Nachdem Hopkins einige seiner besten Leistungen in düsteren Rollen ablieferte, war er für den Serienmörder Dr. Hannibal Lecter die perfekte Besetzung. Der Blick seiner stahlblauen Augen, der nie durch ein Blinzeln unterbrochen wurde, durchbohrte die Psyche der von Jodie Foster gespielten Agentin Starling so effektiv, dass Foster selbst in den Drehpausen eiskalte Schauer über den Rücken liefen. 

 

Die erschreckende Gelassenheit und scheinbare Harmlosigkeit, mit der Hopkins einen Kannibalen spielte, taten ihr Übriges. In „Das Schweigen der Lämmer” (1991) brauchte er weniger als 25 Minuten, um das Kino-Publikum und die Academy von sich zu überzeugen. Nur so lange war er nämlich im gesamten Film zu sehen. 1992 bekam er dafür den Oscar und konnte es offensichtlich selbst kaum glauben:

 

Hopkins’ Hannibal Lecter war im besten Sinne so nachhaltig verstörend, dass das American Film Institute ihn 2003 anlässlich der Wahl der 100 größten Filmfiguren zum besten Filmbösewicht aller Zeiten kürte. 

Vom Superschurken zum Superstar

Nach „Das Schweigen der Lämmer” stürzte Hollywood sich auf Hopkins, der daraufhin mit den größten Regisseuren seiner Zeit zusammenarbeiten durfte. Mit Francis Ford Coppola drehte er „Bram Stoker’s Dracula” (1992), für Oliver Stone stand er als „Nixon” (1995) vor der Kamera und wurde für einen Oscar und Golden Globe als Bester Hauptdarsteller nominiert. Auch für seine Darstellung eines weiteren US-Präsidenten erhielt Hopkins eine Oscar-Nominierung: in Steven Spielbergs Historiendrama „Amistad” (1998) ist er als ehemaliger US-Präsident John Quincy Adams zu sehen, der vor dem Supreme Court für die Freiheit einer Gruppe von Sklaven kämpft:

 

Während der Dreharbeiten verschlug es Spielberg die Sprache, als Hopkins mühelos einen sieben Seiten langen Monolog in einem Take ablieferte. Daraufhin bestand der Regisseur darauf, den 1992 zum Ritter geschlagenen Briten nur noch mit „Sir Anthony” anzusprechen, anstatt mit „Tony”, was Hopkins im Allgemeinen bevorzugt. 2001 schlüpfte Hopkins für Ridley Scotts „Hannibal” erneut in den kranken Geist des Dr. Lecter. 

 

Ein englischer Gentleman

Trotz oder gerade wegen des unglaublichen Erfolgs seines Dr. Lecters war Anthony Hopkins bereits direkt nach „Das Schweigen der Lämmer” bestrebt, sich Charakter-technisch so weit wie möglich von dieser Rolle zu entfernen. Die besten Möglichkeiten dazu bot ihm seine Heimat Großbritannien. Dort drehte er 1992 mit James Ivory die wunderbare und dreifach Oscar-prämierte Literaturverfilmung „Wiedersehen in Howards End”, in der er sich als wohlhabender Gentleman in Emma Thompson verliebt und seinen Standesdünkel überdenken muss: 

 

Nur ein Jahr darauf ereilte Hopkins dasselbe Schicksal. In James Ivorys „Was vom Tage übrig blieb” spielt Hopkins den überkorrekten Butler Mr. Stevens, der seine Augen nicht von seiner Untergebenen, Miss Kenton (Emma Thompson) abwenden kann. Doch seine bornierte Art verbietet es ihm, ihr seine Liebe zu gestehen, obwohl auch Miss Kenton zärtliche Gefühle für ihn hegt:

 

Einmal auf den Geschmack gekommen, tat sich Hopkins erneut mit seinem alten Freund und Karrieremacher Richard Attenborough zusammen, um einen verstockten Engländer zu spielen. Unter dessen Regie spielte Hopkins in dem Biopic „Shadowlands” (1994) den berühmten Schriftsteller C.S.Lewis., der seine Liebe zu der forschen US-Amerikanerin Joy Gresham (Debra Winger) entdeckt.

Ganz großes Kino

In britischen Kostümdramen und in Hollywood-Produktionen wie „Legenden der Leidenschaft” (1995) und „Rendezvous mit Joe Black” (1999) erforschte Hopkins die ganz großen Gefühle.

 

Anschließend wandte er sich dem ganz großen Kino zu. So streute er vermehrt Blockbuster in seine Filmografie ein wie „Die Maske des Zorro” (1998), „Mission Impossible II” (2000) und Oliver Stones Monumentalfilm  „Alexander” (2004). Dass er auch mit über 70 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört, bewies Anthony Hopkins 2011 im Marvel-Film „Thor” und dessen Fortsetzungen. Damit hat er es geschafft, Teil eines der erfolgreichsten Mega-Franchises der Welt zu werden und das nicht als irgendeine Nebenfigur, sondern als grollender Göttervater Odin, dem er eine beeindruckende Kraft und Würde verleiht: 

 

Doch nicht nur auf der großen Leinwand reitet Anthony Hopkins in den letzten Jahren auf der Erfolgswelle. Er landete 2016 auch in der florierenden Serien-Welt einen erstklassigen Part. Als Dr. Robert Ford spielt Anthony Hopkins in der aufwendig produzierten HBO-Serie „Westworld” den Erfinder des Parks. Mit 8,6 Punkten gehört das anspruchsvolle Sci-Fi-Abenteuer zu den am besten bewerteten TV-Serien der letzten Jahre.

 

Noch einmal oscarreif

22 Jahre dauerte es, bis Anthony Hopkins nach seiner letzten Oscar-Nominierung für „Amistad” noch einmal von der Academy berücksichtigt wurde. 2020 beeindruckte er als Papst Benedict XVI. an der Seite von Jonathan Pryce nicht nur mit seinen Künsten am Klavier:

 

Hopkins, der selbst nicht an Gott glaubt, spielte den mit Gott hadernden Papst so überzeugend, dass er als Bester Nebendarsteller für einen Golden Globe und Oscar nominiert wurde. Ein Jahr später, mit 83 Jahren, holte sich Anthony Hopkins dann die Goldstatue ab. Oder besser gesagt: sie wurde ihm zugeschickt, denn der Waliser zog es vor, in seiner Heimat zu weilen. Wie beim ersten Mal erwartete er nicht, zu gewinnen:

 

Sein nuanciertes Spiel als dementer Vater von Olivia Colman, das zwischen herrischer Angriffslust und weinerlicher Verzweiflung changiert, ließ der Academy keine Wahl: Anthony Hopkins setzte sich gegen den Favoriten, den verstorbenen Chadwick Boseman, durch und wurde dank THE FATHER zum ältesten ausgezeichneten Schauspieler der Oscar-Geschichte. Eine Kostprobe seiner darstellerischen Kür bekommst du in der Filmvorschau:

 

Anthony Hopkins' jüngstes Highlight seiner außergewöhnlichen Karriere kannst du dir jetzt im Kino ansehen!

Alle Spielzeiten hier klicken!

Warum sich Presse und Kritiker einig sind, dass der Oscar mehr als verdient war, kannst du hier nachlesen:

„SELTEN HAT ES EINEN VERDIENTEREN OSCAR GEGEBEN" – DAS SAGT DIE PRESSE ZU THE FATHER

Autor/-in: J.Leipnitz 

Folge uns auch auf Facebook, Instagram und YouTube.