Wenn historisch gewandete Lords und Ladies durch aufwendige Kulissen wandeln und uns für die Dauer eines Films in längst vergangene Epochen entführen, dann sind wir in einem großartigen Kostümdrama gelandet – und wer kann diese Filme besser als die Engländer?
Die Briten sind einfach unerreicht in der hohen Kunst des Kostümdramas – das jüngste Beispiel AMMONITE zeigt es ab dem 4. November im Kino einmal mehr. Darin begegnen sich Kate Winslet und Saoirse Ronan als Liebende zwischen der englischen Steilküste und dem rauen Meer. Wo selbst die mit größtem Bedacht gewählten Worte versagen, sprechen sehnsuchtsvolle Blicke für sich. Denn die beiden Frauen leben in einer Zeit, in der ihre Liebe verboten ist.
Noch mehr Dramen vor beeindruckenden Kulissen erwarten dich in unserer Bestenliste. Für eine Platzierung kommen nur Spielfilme in Frage, die in Großbritannien gedreht bzw. produziert wurden. (Mini-)Serien wurden nicht berücksichtigt. Die Filmdatenbank IMDb ist voller aussichtsreicher Kandidaten. Wir haben die wertvollsten Schätze gehoben und stellen dir die 13 am höchsten bewerteten Genrevertreter vor.
Wir befinden uns am englischen Königshof, im frühen 18. Jahrhundert. Auf dem Thron sitzt Königin Anne (Olivia Colman). Krankheit und eine Reihe von Schicksalsschlägen haben die infantile Regentin zu Wachs in den Händen von Sarah Churchill (Rachel Weisz) gemacht.
Die Herzogin lenkt durch Ränkespiele am Hof und Gefälligkeiten im Bett der Königin die Geschicke des Landes. Bis ihre Cousine Abigail (Emma Stone) am Hof ankommt.
Fans von Kostümdramen kommen bei diesem opulent und historisch präzise ausgestatteten Film voll auf ihre Kosten. Dabei zeigt Giorgos Lanthimos geschickt das Nebeneinander von Prunk und Dreck, das diese Epoche ausmacht und das sich auch in der Figurenzeichnung niederschlägt. Gleichzeitig wirkt „The Favourite” dank der großartigen Inszenierung bemerkenswert modern.
Sieben BAFTAS, davon drei für das Beste Szenenbild, Kostüme und Maske, Europäische Filmpreise in eben diesen Kategorien und ein Oscar für Olivia Colmans grandiose Darstellung sprechen eine deutliche Sprache. Mit 7,5 von 10 möglichen Punkten hebt die weltgrößte Film-Community auf IMDb den Film auf Platz 13 der besten Kostümdramen aller Zeiten.
Die mittellose Mrs. Dashwood (Gemma Jones) sitzt in der Zwickmühle: sie muss ihre beiden ältesten Töchter Elinor (Emma Thompson) und Marianne (Kate Winslet) möglichst bald möglichst günstig verheiraten. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn während Elinor sich ihre Gefühle für den schüchternen Edward (Hugh Grant) kaum anmerken lässt, stürzt sich Marianne Hals über Kopf in eine unglückselige Romanze.
Ang Lees „Sinn und Sinnlichkeit” ist ein echter Klassiker unter den Kostümfilmen. Emma Thompsons Oscar-prämierte Adaption von Jane Austens beliebtem Roman fängt die gesellschaftlichen Zwänge um 1800 mit einem Augenzwinkern ein und die authentischen Kostüme überzeugen auch das kritischste Auge eines jeden Kostümfilm-Liebhabers. Neben den bezaubernden Hauptdarstellerinnen geben Hugh Grant, Tom Wilkinson, Hugh Laurie und vor allem Alan Rickman tadellose englische Gentlemen ab.
Sehr viel britischer und vor allem romantischer wird es auf dieser Bestenliste (fast) nicht mehr werden.
IMDb-Wertung: 7,6
Ganz und gar nicht romantisch geht es auf Platz 11 weiter: Mit „Ein Mann zu jeder Jahreszeit” verfilmt Fred Zinnemann das Schicksal des englischen Parlamentsmitglieds Thomas Morus.
Morus (Paul Scofield), der ein angesehener Richter und Vertrauter von Heinrich VIII. ist, weigert sich, den englischen König als Führer der anglikanischen Kirche anzuerkennen. Obwohl er sich als treuer Anhänger der römisch-katholischen Kirche mächtige Feinde macht, bleibt er seinen religiösen Überzeugungen treu – auch, als sein Leben davon bedroht ist.
Das Drama über die moralische Unbeirrbarkeit eines Mannes, der für seine Prinzipien sein Leben riskiert, räumte bei der Oscarverleihung 1967 sechs Trophäen (u.a. Bester Film, Bester Hauptdarsteller und Beste Kostüme) ab und wurde zum großen Sieger des Abends. Bosley Crowther von der „New York Times" lobte vor allem die Bildsprache von „Zwölf Uhr mittags”-Regisseur Zinnemann und die
„wahrlich herrlichen Szenenbilder, wie nur England selbst sie anbieten kann, um den Glanz und die Strahlkraft der Umgebung des im 16. Jahrhundert angesiedelten Bühnenstücks rüberzubringen […].”
IMDb-Wertung: 7,7
Optisch verlegt diese Kino-Interpretation den mittelalterlichen Stoff ins 19. Jahrhundert: Der dänische Prinz Hamlet (Kenneth Branagh) will seinen Vater rächen, der durch die Hand des eigenen Bruders Claudius (Derek Jacobi) zu Tode gekommen ist. Claudius hat inzwischen Hamlets Mutter Gertrude (Julie Christie) geehelicht und sitzt auf dem Thron Dänemarks. Um den Mörder seines Vaters zu überführen, greift Hamlet zu einer List...
Ganz im Sinne von Hamlets „Sein oder Nichtsein” ging es für Kenneth Branagh bei seiner Interpretation des Shakespeareschen Klassikers um alles oder nichts. Entsprechend spielte er sich die Seele aus dem Leib und versammelte die Crème de la Crème Hollywoods um sich: Kate Winslet, Jack Lemmon, Robin Williams, Gérard Depardieu, Judi Dench und viele weitere folgten dem Ruf des Shakespeare-Veteranen, der bei seiner Verfilmung keine Kompromisse einging. Kenneth Branagh verfilmte das Stück in ungekürzter Fassung und kam so auf ein vierstündiges Epos. Auch bei den Kostümen und beim Szenenbild (beides jeweils für einen Oscar nominiert) sparte er nicht und schuf damit einmalige Schauwerte. Obwohl Branaghs „Hamlet” kein Kassenschlager wurde, überzeugt er vor allem Shakespeare-Kenner und liegt beim Publikum sogar noch vor Laurence Oliviers gefeierter Interpretation von 1948.
IMDb-Wertung: 7,7
Es sind die altehrwürdigen Mauern von Cambridge, in denen sich der junge Student Maurice Hall (James Wilby) und sein Kommilitone Clive Durham (Hugh Grant) im Jahre 1909 in einander verlieben. Da homosexuelle Handlungen in England unter Strafe stehen, können sie ihre Gefühle füreinander nur im Verborgenen ausleben. Nachdem ein schwuler Studienfreund der beiden verurteilt wird, ändert sich alles.
Nach „Zimmer mit Aussicht" ließ Regisseur James Ivory erneut auf beeindruckende Weise das England der 1900er Jahre auferstehen. „Maurice” ist ein Paradebeispiel für Ivorys Talent, einem Kostümdrama mit vergleichsweise geringem Budget großartige Schauwerte abzuringen und seinen Figuren ein feines Seelenleben einzuhauchen. Indem er deren Liebe, deren Zwänge und deren Nöte in ihren kleinsten Nuancen erfasst, wird er den preisgekrönten Romanvorlagen gerecht und lässt die Figuren trotz der historischen Barriere zeitlos erscheinen. Auf dem „Toronto International Film Festival" sprach Ivory über eben dieses Seelenleben der beiden Hauptfiguren, das sich in einer Szene besonders deutlich zeigt:
Dieser besondere Stil von Ivorys Kostümdramen, die er gemeinsam mit seinem Lebenspartner und Produzenten Ismail Merchant realisierte, wird im englischsprachigen Raum mit einem eigenen Genre geehrt, dem „Merchant Ivory film". Nach drei Nominierungen für einen Regie-Oscar gewann James Ivory 2018 den Academy Award für das Beste adaptierte Drehbuch für „Call Me by Your Name". Eine längst überfällige Ehrung, die den damals 89-Jährigen zum ältesten Preisträger der Geschichte macht.
IMDb-Wertung: 7,7
Wie „Ein Mann zu jeder Jahreszeit” hat auch „Becket” eine berühmte Fehde zwischen einem englischen Herrscher und dessen engstem Vertrauten zum Gegenstand: Heinrich II. (Peter O’Toole) und sein ergebener Kanzler Thomas Becket (Richard Burton) sind unzertrennlich. Becket rettet den umtriebigen König aus allerlei heiklen Situationen und Heinrich verhilft seinem besten Freund zum Amt des Erzbischofs. Er ahnt nicht, dass sein einstiger Saufkumpan daraufhin tatsächlich seine Liebe zu Gott entdeckt und diese sogar über seine Treue zum König stellt. Aus Freunden werden erbitterte Feinde im Kampf um die Macht über England.
Für seine Adaption von Jean Anouilhs Bühnenstück ließ Regisseur Peter Glenville die beiden größten britischen Darsteller ihrer Generation gegeneinander antreten: Der frischgebackene Oscargewinner Peter O’Toole hatte gerade sein Gewand aus „Lawrence von Arabien” abgelegt und schlüpfte in die Königsrobe, während Richard Burton seine römische Rüstung aus „Cleopatra” gegen das Bischofsgewand tauschte. Die unglaubliche Leinwanddynamik zwischen den beiden im wahren Leben gut befreundeten Stars bewog die Academy dazu, gleich beide in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller” für einen Oscar zu nominieren. Von insgesamt zwölf Nominierungen konnte „Becket” den Oscar in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch" gewinnen.
IMDb-Wertung: 7,8
Neben einem hochherrschaftlichen Ambiente hat „Was vom Tage übrigblieb” alles, was ein großartiges britisches Kostümdrama ausmacht: eine preisgekrönte Romanvorlage, James Ivory auf dem Regiestuhl und Emma Thompson in einer Hauptrolle. Letztere dient kurz vor dem Zweiten Weltkrieg als Miss Kenton im Anwesen Darlington Hall unter der strengen Führung des peniblen Butlers James Stevens (Anthony Hopkins).
Miss Kenton verliebt sich in Mr. Stevens. Auch Mr. Stevens hegt zärtliche Gefühle für seine Untergebene. Und doch finden die beiden nicht zueinander. Mit jedem sehnsuchtsvollen Blick, der gleichwohl mehr sagt, als jedes Wort, das doch unausgesprochen bleibt, schafft James Ivory eine atmosphärische Dichte, die den Zuschauer mit Mr. Stevens und Miss Kenton mitleiden lässt. Besonders eindrucksvoll zeigt das folgende Szene:
Anthony Hopkins und Emma Thompson schmachteten sich bereits ein Jahr zuvor in James Ivorys „Wiedersehen in Howards End” Oscar-verdächtig an und Emma Thompson konnte tatsächlich eben diese Trophäe als Beste Hauptdarstellerin gewinnen.
Im Gegensatz zum Vorjahr musste sich die erneut als Beste Hauptdarstellerin nominierte Emma Thompson allerdings, genau wie ihr Co-Star Anthony Hopkins, mit einer Nominierung begnügen. Dafür steht „Was vom Tage übrigblieb” im Vergleich zu seinem Vorgänger „Wiedersehen in Howards End”, der auf IMDb mit einer 7,4 bewertet wird, in der Gunst des Publikums höher.
IMDb-Wertung: 7,8
Das Einzige, was die Herzen von hoffnungslosen Romantiker:innen noch höher schlagen lässt als Jane Austens „Sinn und Sinnlichkeit”, ist wohl ihr zweiter Roman „Stolz und Vorurteil”. Darin müssen gleich fünf junge Damen, die Schwestern Elizabeth (Keira Knightley), Jane (Rosamund Pike), Lydia (Jena Malone), Mary (Talulah Riley) und Kitty (Carey Mulligan) verheiratet werden.
Während ihre Mutter (Brenda Blethyn) nur nach finanziell vorteilhaften Partien ausschau hält, sind sich die sanftmütige Jane und die starrköpfige Elizabeth einig: sie versprechen nur dem Mann ihre Hand, dem sie auch ihr Herz schenken wollen.
Mit seiner Inszenierung von „Stolz & Vorurteil” trat der junge Joe Wright ein schwieriges Erbe an, schließlich wurde der beliebte Roman bereits zehn Jahre zuvor in einer Miniserie mit Colin Firth verfilmt, der daraufhin für viele Jane Austen-Liebhaber als einzig wahrer Mr. Darcy galt. Unvergessen ist die Szene, in der er in einem weißen Hemd spontan in einen Teich springt und vor allem sein Anblick danach... ;)
Auch Keira Knightley war ein riesiger Fan der Serie und wollte den Part der scharfsinnigen Elizabeth Bennet zunächst nicht annehmen. Gott sei Dank sagte sie doch zu und ihre Wortgefechte mit dem von Matthew Macfadyen gespielten Mr. Darcy standen denen von 1995 in nichts nach.
Die u.a. in den Oscar-Kategorien „Bestes Szenenbild” und „Bestes Kostümdesign” nominierte Neuverfilmung von Joe Wright fand schnell ihre eigene begeisterte Fangemeinde.
IMDb-Wertung: 7,8
Joe Wrights zweites Kostümdrama nimmt uns mit auf eine Zeitreise, die in der jüngsten Vergangenheit beginnt und uns dann in die 30er Jahre und den Zweiten Weltkrieg versetzt. Gerade haben die jungen Liebenden Cecilia (Keira Knightley) und Robbie (James McAvoy) in der pittoresken Kulisse eines englischen Landsitzes zueinander gefunden, da werden sie auch schon durch ein schicksalschweres Missverständnis jäh auseinander gerissen. Schuld ist die kleine Briony (Saoirse Ronan), die - genau wie Cecilia und Robbie - ihres Lebens nie mehr froh wird.
Mit „Abbitte” gelang Joe Wright mit gerade einmal 35 Jahren eine beeindruckende Verfilmung eines schwierigen Romans. In der aufwendigen Produktion legte er besonderen Wert auf die passenden Drehorte und kleine Details, was das Endergebnis zu einem wunderschön anzusehenden Film macht. Das smaragdgrüne Satinkleid, das Keira Knightley im Film trägt, gelangte zu einiger Berühmtheit und wurde 2008 von der Modezeitschrift „In Style" zum schönsten Kostüm der Filmgeschichte gewählt.
IMDb-Wertung: 7,8
Weihnachten ist eine beliebte Gelegenheit für ausgewachsene Familienstreitigkeiten. Dass das bereits seit dem Mittelalter so ist und sogar in den besten Kreisen vorkommt, erfahren wir in dem historischen Drama „Der Löwe im Winter”.
Henry II. (Peter O’Toole) ruft seine Familie 1183 zum Fest der Liebe auf die Burg Chinon. Seine Familie, das sind seine von ihm in die Verbannung geschickte Ehefrau Eleonore (Katharine Hepburn) und seine drei Söhne Richard Löwenherz (Anthony Hopkins), Geoffrey (John Castle) und John (Nigel Terry). Eigentlich will Henry die Gelegenheit nutzen, um seinen Thronfolger zu bestimmen. Doch die Zwistigkeiten zwischen den Familienmitgliedern bringen den König schnell zur Verzweiflung.
Peter O’Tooles Leistung als Heinrich II. in „Becket” machte ihn zur ersten Wahl für dieselbe Rolle in „Der Löwe im Winter”, welcher als geistiger Nachfolger von „Becket” gilt. Wieder wurde er für den Oscar nominiert, wieder ging er leer aus. Dafür gingen seine messerscharfen Dialoge mit der famos aufspielenden Katharine Hepburn, die dem schweren historischen Stoff mit erfrischendem Sarkasmus begegnen, in die Filmgeschichte ein.
IMDb-Wertung: 7,9
Pompöse Sets bekommt man in „The King’s Speech” nicht zu sehen. Stattdessen fokussiert sich das Drama ganz auf zwei Männer, die Englands Geschichte entscheidend geprägt haben: Vordergründig ist das Georg VI. (Colin Firth), der unfreiwillig die Bürde der englischen Königswürde tragen muss und hintergründig ist das Lionel Logue (Geoffrey Rush), der dem stotternden Monarchen hilft, in der schwersten Zeit des Königreichs - dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs - eine Lichtgestalt des Widerstands für sein Volk zu werden.
Mit zwölf Nominierungen ging Tom Hoopers Biopic als Favorit in die Oscarnacht 2011. In den vier Hauptkategorien „Bester Film", „Beste Regie", „Bester Hauptdarsteller" und „Bestes Originaldrehbuch" konnte er sich auch behaupten. In Großbritannien stürmten die Zuschauer die Kinosäle und machten „The King’s Speech” in ihrer Heimat zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Dass sogar Königin Elisabeth II. - die Tochter des im Film porträtierten Königs Georg VI. - von dem Film angetan war, dürfte aber die größte Ehrung für alle am Film Beteiligten sein.
IMDb-Wertung: 8,0
Der Ire Redmond Barry (Ryan O’Neal) arbeitet, kämpft und mogelt sich durchs Leben. Mit allen Mitteln will er seinem Dasein als Niemand entkommen. Als Gatte der Gräfin Lyndon (Marisa Berenson) erlangt er schließlich einen gewissen Status. Doch er muss schnell erkennen, dass seine Bemühungen um gesellschaftlichen Aufstieg und Anerkennung nicht das erhoffte Lebensglück bedeuten.
Stanley Kubricks dreistündiges Epos über den Emporkömmling Barry Lyndon ist ein Kostümdrama par excellence. Der für seine Detailversessenheit bekannte Regisseur nahm Gemälde aus dem 18. Jahrhundert als Vorlagen für seine Sets und drehte vornehmlich mit natürlichem Licht, was dem Film besonders bei den Innenaufnahmen eine unglaubliche Authentizität verleiht. Wie akkurat Kubrik die vergangene Epoche zum Leben erweckte, zeigt das folgende Video eindrücklich:
Die bahnbrechende Kameraführung zieht den Zuschauer direkt ins 18. Jahrhundert hinein, während sie ihn gleichzeitig als außenstehenden Beobachter des Geschehens platziert. 1976 wurde Stanley Kubriks außergewöhnliche Umsetzung eines Kostümdramas mit vier Oscars für Ausstattung, Kamera, Kostümdesign und Musikadaption belohnt.
IMDb-Wertung: 8,1
„Der Elefantenmensch” entführt uns in die von Rauchschwaden erfüllten Gassen Londons zur Zeit der industriellen Revolution.
Der durch eine Krankheit entstellte John Merrick (John Hurt) schockiert als „Elefantenmensch” bei Menschenausstellungen auf Jahrmärkten regelmäßig das sensationshungrige Publikum. Eines Tages befindet sich der Chirurg Dr. Frederick Treves (Anthony Hopkins) darunter. Er bringt Merrick in einem Hospital unter und versucht, dem jahrelang als Monster missbrauchten jungen Mann ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Es ist kaum zu glauben, aber es war ausgerechnet der für seinen Klamauk bekannte Mel Brooks, der als Produzent dem jungen David Lynch ermöglichte, seine Vision des Films umzusetzen. Da Brooks sich seines Rufs bewusst war und dem Erfolg des Films nicht schaden wollte, hielt er seinen Namen aus dem Projekt jedoch heraus. Die als außerordentlich authentisch gepriesene Ausstattung des Films profitierte von original viktorianischen Bauten in London, die kurz nach den Dreharbeiten abgerissen wurden. Eine weitere Besonderheit stellte die Maske von John Hurt dar, der sich täglich acht Stunden lang quälte, bis alles saß. Die Herausforderungen des Make-ups erläutert er hier mit dem brillanten Maskenbildner Cristopher Tucker:
Dass die beispiellose Leistung von Tucker auf der Oscar-Verleihung 1981 mangels einer geeigneten Kategorie nicht gewürdigt wurde, löste in der Filmwelt einen Sturm der Empörung aus. Daraufhin führte man im Folgejahr die Kategorie für das Beste Make-up ein. David Lynchs meisterhaftes Kostümdrama ist also nicht nur ein filmhistorisch besonderes Dokument, dass das Viktorianische Zeitalter für immer auf Film gebannt hat, es veränderte auch die Welt der Filmpreise und führt damit vollkommen zurecht unsere Liste der besten Kostümdramen an.
IMDb-Wertung: 8,1
Genau wie wir scheinen auch Kate Winslet und Saoirse Ronan nicht genug von Kostümdramen zu bekommen. Nach Highlights wie „Sinn und Sinnlichkeit", „Hamlet" und DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES, der es trotz des wunderbaren Alan Rickman leider nicht auf diese Liste geschafft hat, ist AMMONITE bereits Winslets sechstes britisches Kostümdrama.
Ihr Co-Star Saoirse Ronan suchte sich für ihr Filmdebüt ganz bewusst einen der besten Genrevertreter aller Zeiten aus – und „Abbitte" sollte nicht ihr letzter Kostümfilm sein. Wir können es kaum erwarten, uns von den beiden umwerfenden Schauspielerinnen in AMMONITE ins Viktorianische Zeitalter entführen zu lassen und mit ihnen zu lieben und zu leiden!
Autor/-in: J.Leipnitz