Was machst du, wenn du schon mit 17 Jahren die Hauptrolle in einem Oscar-nominierten Hollywood-Film neben Kate Winslet gespielt hast? Einfach weiter!
Genau das hat David Kross getan, der seit seinem zwölften Geburtstag vor der Kamera steht und bereits eine beeindruckende Karriere hingelegt hat. In Deutschland und Hollywood glänzte er vor allem in bewegenden Dramen. Mittlerweile hat der 32-Jährige die Komödie für sich entdeckt. Ein Glück, denn sonst wäre uns seine herrliche Darbietung als verunsicherter Nachwuchsbanker in DER PFAU entgangen!
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Nachdem der in Henstedt-Ulzburg geborene David Kross in einer kleinen Rolle in der unkonventionell romantischen Komödie ADAM & EVA zu sehen war, machte Detlev Bucks Tochter den Regisseur auf den Schüler aufmerksam. Buck war gerade auf der Suche nach einem Hauptdarsteller für sein Drama „Knallhart”. Der 15-jährige Kross war goldrichtig für die Rolle als pubertierender Sohn einer alleinerziehenden Mutter (gespielt von Jenny Elvers), der in Berlin Neukölln in die harte Welt der Drogenkriminalität einsteigt.
Die Dreharbeiten fanden in den Sommerferien statt. Neben Jenny Elvers beeindruckte auch David Kross die Kritiker mit seinem Spiel. Von da an ging es Schlag auf Schlag und vor allem düster weiter. In der atmosphärischen Romanverfilmung von Otfried Preußlers „Krabat” spielte David Kross den titelgebenden Müllergesellen, der die Kunst der schwarzen Magie erlernt.
Die Dreharbeiten dazu waren gerade beendet, als David Kross – damals noch Schüler – bereits für das nächste Projekt vor der Kamera stand. Ein Projekt, das sein Leben für immer verändern sollte:
Der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Stephen Daldry besetzte David Kross als fünfzehnjährigen Michael Berg, der sich in die deutlich ältere Hanna (Kate Winslet) verliebt. Hanna ist Analphabetin und bittet Michael, ihr vorzulesen. So beginnen sie eine Affäre. Was Michael nicht weiß: Hanna arbeitete im Dritten Reich als Aufseherin in einem KZ.
Auch etliche Jahre nach den Dreharbeiten wurde David Kross noch auf die erotischen Szenen mit seiner Hollywood-Kollegin Winslet angesprochen. Besonders heikel neben den 15 Jahren Altersunterschied war, dass die Aufnahmen ans Ende der Dreharbeiten verlegt werden mussten, damit Kross wenigstens 18 war. Als erfahrene Schauspielerin, die sich mit Nacktheit vor der Kamera auskennt, ergriff Kate Winslet selbst die Initiative, den jungen David Kross auf die intimen Szenen vorzubereiten:
„Ich setzte mich zu ihm und sagte: ,Es werden nur drei Leute im Raum sein, ok?' Er sagte: ,W… w… was, d… drei Leute, das ist alles?' Und ich sagte ,Ja, Schatz… mehr nicht.’ Ich konnte förmlich spüren, wie die Last der ganzen Welt von seinen Schultern fiel. Ich glaube, dieser arme junge Kerl dachte, die gesamte Filmcrew würde am Set sein.”
Eine weitere Herausforderung war, dass Kross immer noch zur Schule ging. Seine Mutter stimmte der Rolle nur unter der Bedingung zu, dass David auch seine Prüfungen besteht. Mittlerweile reichten die Sommerferien aber nicht mehr aus, um all die Filme zu drehen, für die er engagiert wurde. Also musste Kross das Gymnasium gegen den Wunsch seiner Mutter schon vor dem Abitur abbrechen.
In den folgenden Jahren bestätigte sich, dass David Kross’ Besetzung in „Der Vorleser” kein Zufallstreffer war. Oscar-Preisträger und Regie-Legende Steven Spielberg holte ihn für das Kriegsdrama „Gefährten” (2012) vor die Kamera.
Damit wirkte David Kross bereits in seinem zweiten für einen Oscar als bester Film nominierten Film mit. Gleichzeitig eroberte er sich auch neue Kinomärkte. In der skandinavischen Produktion „Into the White” spielte er neben Florian Lukas und Rupert Grint einen deutschen Piloten im Zweiten Weltkrieg.
Dem französischen Publikum stellte er sich in „Michael Kohlhaas” neben Mads Mikkelsen als junger Priester vor.
Die in ihrer kalten Trostlosigkeit gelungen inszenierte Heinrich von Kleist-Verfilmung von Arnaud des Pallières wurde für die Goldene Palme in Cannes nominiert. Dem deutschen Publikum blieb David Kross, auch dank seines Entdeckers Detlev Buck, weiterhin erhalten. 2009 drehte Kross mit Buck die wahre Liebesgeschichte zwischen einem deutschen Backpacker und einer HIV-positiven Prostituierten.
Nach der Hauptrolle in „Same Same But Different” folgte ein kleinerer Auftritt in Bucks bildgewaltiger 3D-Literaturverfilmung „Die Vermessung der Welt”. Schauspielerisch deutlich herausfordernder gestaltete sich für David Kross die Rolle des „Simpel”. In dem Roadmovie von Markus Goller büchst der geistig behinderte Simpel mit seinem Bruder Ben (Frederick Lau) aus, um nicht in einem Heim untergebracht zu werden.
Vor allem das Spiel von Kross und Lau wurde von den Kritikern gelobt. Beide gewannen 2017 den Bayerischen Filmpreis als beste Darsteller. Außerdem schaffte der Film es in die Vorauswahl für den deutschen Beitrag zur Oscarverleihung 2019 in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film”.
Nachdem David Kross in „Simpel” bereits leichtere Töne angeschlagen hatte, wandte er sich in Michael Herbigs Thriller „Ballon” wieder ernsteren Themen zu. Er spielt darin den im thüringischen Pößneck lebenden Familienvater Günter Wetzel, der mit seiner Familie und Freunden in einem selbstgebauten Ballon illegal die Grenze der DDR überqueren will. Ein gefährlicher Plan, der die Stasi (Thomas Kretschmann) auf den Plan ruft…
Im selben Jahr stand David Kross für Marcus H. Rosenmüller vor der Kamera. In dessen Drama „Trautmann” stellt Kross wieder eine historisch spannende Figur dar: den deutschen Wehrmachtssoldaten Bert Trautmann, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in England für Manchester City jahrelang erfolgreich im Tor steht. Damit ging für Kross ein Traum in Erfüllung:
„Als ich klein war, wollte ich entweder Fußballspieler oder Schauspieler werden. In diesem Film durfte ich beides machen.”
Nachdem David Kross die Dramen, die das Leben und das Kino schreibt, ausführlich ergründet hat, wurde seine Filmwelt zuletzt etwas bunter. In der Netflix Tragikomödie „Betonrausch” war er 2020 ausnahmsweise in einer wenig sympathischen Rolle als skrupelloser Immobilienbetrüger zu sehen...
... nur um die Rolle des Hochstaplers dann wieder in Detlev Bucks Komödie „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” an Jannis Niewöhner abzugeben.
Richtig abgedreht wurde es für Kross dann letztes Jahr in „The King’s Man: The Beginning”. Darin trifft er nach 13 Jahren wieder auf seinen alten Bekannten Ralph Fiennes, der in „Der Vorleser" sein erwachsenes Ich spielte. In Matthew Vaughns Agentenkomödie hat David Kross neben Rhys Ifans, Daniel Brühl, Stanley Tucci, Alexandra Maria Lara und anderen Stars einen kleinen, aber bemerkenswerten Auftritt als junger Adolf Hitler.
In der Komödie scheint sich David Kross mittlerweile wohl zu fühlen, denn nach seiner Hauptrolle in Leander Haußmanns „Stasikomödie” ist er nun gemeinsam mit Annette Frier, Jürgen Vogel, Tom Schilling, Serkan Kaya, Svenja Jung und Lavinia Wilson als Teil eines illustren Ensembles in DER PFAU zu sehen.
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Was es mit dem gerupften Vogel auf sich hat und wie sich David Kross in diesem Starensemble schlägt, erfährst du jetzt im Kino!
Autor/-in: J.Leipnitz