Geplagte Helden, die sich auf der Suche nach Einsamkeit und Gerechtigkeit aufreiben, gewissenlose Schurken, die sie zum Duell zwingen, unvergessliche Soundtracks und natürlich atemberaubende Kamerafahrten durch weite Landschaften – Westernfilme gehören einfach zu dem Schönsten, was das Kino zu bieten hat!
Das weiß auch Kevin Costner – der für seinen modernen Westernklassiker DER MIT DEM WOLF TANZT 1991 gleich mehrfach mit dem Oscar® ausgezeichnet wurde – und bringt mit seinem Epos HORIZON das Genre dieses Jahr zurück auf die große Leinwand.
Kaum ein Filmgenre wurde so oft totgesagt wie der Western. Und kaum ein Genre hat uns mit großartigen Kino-Epen so oft eines Besseren belehrt. Mindestens zwölf Mal, wie unsere Top-Auswahl der von der weltgrößten Filmcommunity IMDb am besten bewerteten Western aller Zeiten beweist.
Tom Dunson (John Wayne) ist ein Mann, den die Brutalität des Wilden Westens geformt hat. Ein hartes Eisen, dem nichts wichtger ist als seine Farm und seine Herde Rinder. Aber er nimmt auch den Waisenjungen Matt bei sich auf. Während eines gemeinsamen Viehtriebs bekommt der junge Matt (Montgomery Clift) Dunsons grausame Seite immer mehr zu spüren. Auf einem langen gemeinsamen Track werden Ziehvater und -sohn zu erbitterten Konkurrenten.
Regisseur Howard Hawks setzte neue Maßstäbe in der klassischen Ära Hollywoods. So auch mit diesem Western, seinem ersten von insgesamt fünf gemeinsamen Filmen mit John Wayne. Der erste bewusste Einsatz einer Handkamera in der Filmgeschichte und die Idee, eine Kamera in den Boden einzugraben, um die in Panik flüchtende Rinderherde einzufangen, waren bahnbrechend. So auch die für das Genre progressive Figurenzeichnung. Das war den Kritiker:innen und Zuschauer:innen der internationalen Filmbewertungsplattform IMDb 7,8 von 10 Punkten wert.
IMDb-Wertung: 7,8
Heute ist Will Kanes (Gary Cooper) Hochzeitstag. Doch kaum hat der scheidende Marshal von Hadleyville der bezaubernden Amy (Grace Kelly) den Ring angesteckt, da erreicht ihn die Nachricht, dass sein Erzfeind, der Verbrecher Frank Miller (Ian MacDonald) mit dem 12 Uhr Zug ankommt, um ihn zu töten und die Stadt zu übernehmen. Sämtliche Bewohner, denen Kane in den vergangenen Jahren Wohlstand und Frieden gebracht hat, lassen ihn nun im Stich. Mutterseelenallein will sich Kane Miller stellen.
Der für dieses Drehbuch für einen Oscar® nominierte Autor und Produzent Carl Foreman schrieb mit ZWÖLF UHR MITTAGS eine Geschichte über die hässliche Seite des Menschen; dessen Opportunismus und dessen Feigheit, wenn es darum geht, auch dann das Richtige zu tun, wenn es unbequem wird. Und er schrieb mit Will Kane einen der spannendsten und komplexesten Westernhelden überhaupt. Gary Cooper gewann einen der insgesamt vier Academy Awards®, mit denen der außergewöhnlich gesellschaftskritische Western ausgezeichnet wurde. Coopers Freund John Wayne nahm ihn entgegen. Derselbe John Wayne, der im Vorfeld der Verleihung höchstpersönlich dafür gesorgt hatte, dass Carl Foreman im Zuge der Hexenjagd auf angeblich anti-amerikanische Filmemacher in den 1950ern nicht mehr arbeiten durfte. Cooper hatte sich zwar zunächst bemüht, Foreman zu helfen. Doch letztlich stand dieser – genau wie Will Kane – verlassen von allen Freunden da und ging ins Exil.
IMDb-Wertung: 8,0
Niemand könnte weiter entfernt sein vom sonst so beliebten grimmig dreinblickenden und wortkargen Revolverhelden als Butch Cassidy (Paul Newman) und sein Partner Sundance Kid (Robert Redford). Fröhlich plaudernd reiten die zwei Banditen durch die Prärie und überfallen Züge und Banken. Dabei kann sich Cassidy immer um sämtliche Schießereien herum mogeln. Fast immer.
Die Schlussszene dieser Westernkomödie wurde genauso legendär wie ihre Protagonisten, die berühmten Gesetzlosen Butch Cassidy und Harry Alonzo Longabaugh aka Sundance Kid, um deren Schicksal sich einige Mythen ranken. Die leichtfüßige Inszenierung, immer haarscharf an der Parodie entlangschrammend, kam hervorragend an. BUTCH CASSIDY UND SUNDANCE KID wurde in den USA zum erfolgreichsten Film des Jahres und gewann vier Oscars®.
IMDb-Wertung: 8,0
Lieutenant John Dunbar (Kevin Costner) hat genug vom Kämpfen. Mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg lässt er sich auf einen entlegenen Außenposten versetzen, um den langsam untergehenden Wilden Westen in seiner Ursprünglichkeit zu erleben. Dort angekommen, gewinnt er das Vertrauen eines Sioux-Dorfes und eines anhänglichen Wolfs. Aus John Dunbar wird „Der mit dem Wolf tanzt”.
Kevin Costner setzte bei der Umsetzung des Films alles auf eine Karte: Er spielte die Hauptrolle, übernahm die Regie und produzierte den Film selbst. Denn in Hollywood wollte niemand etwas von einem Film wissen, in dem weite Teile des Dialogs in Lakota geführt und somit untertitelt werden mussten. Costner ging keine Kompromisse ein und wurde belohnt: DER MIT DEM WOLF TANZT nahm weltweit über 400 Millionen US-Dollar ein, gewann drei Golden Globes und sieben Oscars®: Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Beste Musik, Bester Schnitt und Bester Ton. Ein weitaus größerer Verdienst von DER MIT DEM WOLF TANZT war allerdings die Abkehr von klischeehaften Darstellungen amerikanischer Ureinwohner. Der Spiegel schrieb damals:
„[I]n keinem Western bisher wurde der indianischen Kultur und Lebensweise längst vergangener Zeiten so tiefe Sympathie bekundet wie in Costners dreistündigem Breitwand-Epos.”
Costners Entscheidung, in seinem Regiedebüt die rein weiße Perspektive des klassischen Westerns zu verlassen, markierte einen Wendepunkt im Genre.
IMDb-Wertung: 8,0
Dieser Western hat alles, was man von einem Klassiker des Genres erwartet: Eine Kleinstadt, die unter der Schreckensherrschaft eines schmierigen Schurken leidet, rustikale Saloons, in denen sich Streitigkeiten zu Duellen in den staubigen Straßen ebendieser Stadt auswachsen und einen aufrechten Helden, der die Stadt von dem besagten Schurken befreit. Liberty Valance (Lee Marvin) ist dieser Schurke. Doch wer ist der Mann, der Liberty Valance erschoss?
Western-Dreamteam John Ford und John Wayne demontieren in ihrem 21. (!) gemeinsamen Film ihr zuvor über Jahrzehnte sorgfältig aufgebautes Image des aufrechten Kinohelden. Denn einerseits sieht man sämtliche Westernmerkmale bilderbuchhaft erfüllt. Andererseits überrascht die Handlung mit einem Twist! +++ Achtung, Spoiler! +++ Denn während der von James Stewart gespielte Ransom Stoddard als Befreier der Stadt gefeiert wird und darauf eine große politische Laufbahn aufbaut, ist es der von Wayne gespielte Einsiedler Tom Doniphon, der Valance erschießt. Und das auch noch hinterrücks. +++ Spoilerende +++ Die in Rückblenden erzählte Geschichte über den Umgang mit der Wahrheit rüttelt nicht nur kräftig an den Idealen alter Westernhelden, sondern auch an den Fundamenten, auf denen die Vereinigten Staaten aufgebaut sind.
IMDb-Wertung: 8,1
Vom Klondike-Goldfieber angesteckt begibt sich der Tramp (Charlie Chaplin) in die eisige Wildnis Alaskas. Doch schon bald wird die Suche nach Nahrung für den Tramp und seine Kumpanen wichtiger als die Suche nach dem Gold, wie diese ikonische Szene zeigt, in der Chaplin aus lauter Verzweiflung seinen Schuh verspeist:
Geografisch sticht Charlie Chaplins GOLDRAUSCH aus den übrigen Western auf dieser Liste hervor, denn er spielt nicht in der trockenen Prärie, sondern im schneebedeckten Alaska. Aber der Einfall fremder Siedler in neue Gebiete des Westens, auf der Suche nach ihrem Glück und die in der Wildnis herrschende Gesetzlosigkeit qualifizieren die Stummfilmkomödie durchaus als Vertreter des Genres.
IMDb-Wertung: 8,1
Fred Dobbs (Humphrey Bogart), Bob Curtin (Tim Holt) und der alte Howard (Walter Huston) versuchen sich in dem unwirtlichen Gebirgszug der Sierra Madre als Goldgräber. Zuerst verlangt die Suche und dann das Schürfen den Männern alles ab. Doch dann erwacht ihre Gier nach dem gewonnenen Gold, die das Überleben der Drei weitaus mehr gefährdet als die körperlichen Strapazen und der Durst.
Regie-Legende John Huston verhalf seinem 65-jährigen Vater Walter mit der Rolle des gewieften Goldgräbers Howard ein Jahr vor dessen Tod zu einem Oscar®. Er selbst wurde für den genreübergreifend als Filmklassiker geltenden Western mit zwei Goldjungen ausgezeichnet (Beste Regie, Bestes Drehbuch). Überhaupt scheint der Western der Hollywood-Familie Huston im Blut zu liegen, denn John Hustons Sohn Danny spielte nicht nur im Serien-Hit YELLOWSTONE mit. Er ist 2024 auch erneut neben Kevin Costner in dessen Western-Epos HORIZON zu sehen.
IMDb-Wertung: 8,2
So richtig fest im Sattel sitzt Will Munny (Clint Eastwood) nicht mehr. Und seine letzte Schießerei ist auch schon ein Weilchen her. Aber als er den Auftrag erhält, eine verstümmelte Hure zu rächen, schwingt der gealterte Revolverheld sich noch einmal in den Sattel.
Für ERBARMUNGSLOS machte Clint Eastwood quasi den Kevin Costner und produzierte, inszenierte und führte in der Hauptrolle den Spätwestern an. Und genau wie Kevin Costner gewann auch Eastwood den Oscar® für den besten Film und für die beste Regie. Dass er dem Western seinen Star-Status verdankt, war wohl niemandem so bewusst wie Eastwood selbst, der im Abspann des Films Sergio Leone dankte.
IMDb-Wertung: 8,2
Zu den Klängen von Luis Enriquez Bacalovs berühmtem Titellied „Django” eröffnet Tarantino seinen Western und genau wie im Original kündigen fette, blutrote Buchstaben vor einer kargen Landschaft die Stars des Films an. Auch diesen Django (Jamie Foxx) sehen wir zunächst nur von hinten. Er zeigt uns seinen von Narben übersäten, nackten Rücken und auch er zieht etwas Schweres hinter sich her. Es ist kein Sarg, es sind die Ketten eines Sklaven. Die letzten Klänge des Intros sind kaum verklungen, da ist Django mit der Hilfe des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz (Christoph Waltz) bereits „unchained” – von seinen Ketten befreit. Aber da geht es erst richtig los.
Quentin Tarantino macht kein Geheimnis daraus, dass dieser Film mehr als eine Hommage an den für seinen eigenen Stil prägenden Italowestern ist. Angefangen beim Titel, bei dem Filmfans sofort klar sein dürfte, wie die Handlung im Groben ablaufen wird, bis hin zu Namen und Anspielungen auf Genreklassiker, mit denen der Western so angefüllt ist, dass sich einige Kritiker:innen daran störten. Die Academy sah das anders und verlieh Tarantino den Oscar® in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch. Das Publikum sah das auch anders und machte DJANGO UNCHAINED zu Tarantinos erfolgreichstem Film – und zum erfolgreichsten Western aller Zeiten.
IMDb-Wertung: 8,5
Das Knarzen trockener Holzbohlen und das leise Quietschen eines Windrades. So muss sich das Leben in den leeren Weiten des Westens angehört haben, bevor die Eisenbahn durch die öde Prärie donnerte. Die erlöst in SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD drei am Bahnhof wartende Banditen von ihrer Langeweile und bringt Charles Bronson mit, der nicht viele Worte verliert. Er lässt lieber seine Mundharmonika und seinen Colt für sich sprechen. Fertig ist die Eröffnungsszene, die Filmgeschichte schrieb:
Drei Banditen, die am Bahnhof rumlungern und die Frage „Wo ist Frank?” sind Sergio Leones Verbeugung vor dem von ihm als Meisterwerk geschätzten ZWÖLF UHR MITTAGS, in dem der Schurke Frank Miller Angst und Schrecken verbreitet. Der Frank in Leones Western ist noch skrupelloser. Und gefährlicher, denn dank des Kniffs, den bis dato auf Helden spezialisierten Henry Fonda zu besetzen, ist man geneigt, ihm ein paar Sympathiepunkte vorzuschießen. Seine stahlblauen Augen sind das Letzte, was seine zahllosen Opfer zu sehen bekommen. Bis zur Veröffentlichung von DER MIT DEM WOLF TANZT war SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD über zwanzig Jahre lang der erfolgreichste Western aller Zeiten. Nicht zuletzt dank des kongenialen Scores von Ennio Morricone.
IMDb-Wertung: 8,5
Ein kleines Dorf im ruralen Japan wird immer wieder von brutalen Überfällen gebeutelt. Die einfallenden Banditen treiben die Bewohner an den Rand des Hungertodes und so beschließen diese, Samurai zu ihrem Schutz anzuheuern. Obwohl die armen Bauern den sieben Samurai unter der Führung von Kambei (Takashi Shimura) abgesehen von leidlicher Verpflegung nichts für ihre Dienste anbieten können, kämpfen die Krieger edelmütig für die Schwachen und für die Gerechtigkeit.
Was hat ein Film, der im Japan des 16. Jahrhunderts spielt, mit Western zu tun? Eine ganze Menge! Das in Western so beliebte Duell, bei dem es darum geht, seinen Gegner durch schnelles Ziehen möglichst zuerst zu erschießen, gründet sich auf die japanische Schwertkampf-Kunst des Iaido. Was dem Samurai sein Schwert, ist dem Cowboy sein Revolver. Western-Klassiker der 60er Jahre übernahmen aus DIE SIEBEN SAMURAI u.a. das Motiv des wortkargen Outlaws und DIE GLORREICHEN SIEBEN (1961) übernahm direkt den ganzen Film und verlegte ihn in den Wilden Westen.
IMDb-Wertung: 8,6
Der Gute (Clint Eastwood), der Böse (Lee Van Cleef) und der Hässliche (Eli Wallach) sind auf der Suche nach dem geflohenen Soldaten Bill Carson (Antonio Casale). Oder besser gesagt nach den 200.000 Dollar, die der Flüchtige gestohlen hat. Wenn es ihnen zum Vorteil gereicht, schließen sie sich zusammen. Wenn nicht, schießen sie sich zusammen.
Die ebenso aufrichtigen wie platten Western-Helden, die zuvor in den US-amerikanischen Klassikern mit John Wayne und Co. Mode waren, sucht man hier vergeblich. In der Western-Welt von Sergio Leone, die er mit seiner Dollar-Trilogie aufgebaut und mit SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD erweitert hat, gibt es nur die titelgebenden Halunken. Desillusionierte, mal mehr, mal weniger skrupellose Antihelden, die der herrschenden Gesetzlosigkeit im Westen nur noch mehr Gewalt entgegensetzen. Immensen Anteil am Erfolg des Films hat natürlich Komponisten-Ikone Ennio Morricone. Zwischen Bild, Schnitt und Musik besteht die perfekte Symbiose, was der außergewöhnlichen Praxis Leones zu verdanken ist, die Filmmusik von Morricone zuerst schreiben zu lassen und daraus die dramatischen und visuellen Aspekte der Szenen zu entwickeln. Vor allem das Hauptthema „Il buono, il brutto, il cattivo” und die Komposition „L’estasi dell’oro” brannten sich für immer ins Gedächtnis der Zuschauer:innen.
IMDb-Wertung: 8,8
Jetzt präsentiert uns Kevin Costner endlich wieder einen episch angelegten Western, den wir auf der großen Leinwand genießen können. In HORIZON treffen gebrochene Helden und schießwütige Gesetzlose vor grandios gefilmter Naturkulisse bei der Besiedelung des Wilden Westens aufeinander. Costner selbst hat das Drehbuch geschrieben, führt Regie und spielt die Hauptrolle. Das wird episch!
Autor/-in: J.Leipnitz
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