THE MAGIC FLUTE - DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE

Ein Hauch von Gefahr: Das ist F. Murray Abraham

F. Murray Abraham, Niamh McCormack
THE MAGIC FLUTE - DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE, Rechte bei Tobis/Foto: Luis Zeno Kuhn

Vor 37 Jahren gewann F. Murray Abraham mit der Filmbiographie „Amadeus” den Oscar als Bester Hauptdarsteller. Mit 83 Jahren ist er nun wieder in einem Mozart-Film im Kino zu sehen. Über das Wiedersehen mit einem ganz Großen der Schauspielkunst...

F. Murray Abraham umweht stets ein Hauch von Gefahr. Schließlich sind seine bekanntesten Rollen verschlagene Typen, Gangster. Und natürlich Antonio Salieri, Widersacher des Musikgenies Mozart in „Amadeus”. Für die zauberhafte Kinoadaption der „Zauberflöte" THE MAGIC FLUTE - DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE wird Abraham vom Mozart-Rivalen zum Verehrer: als Leiter des Mozart-Internats, in dem der junge Schüler Tim Walker (Jack Wolfe) ein geheimes Portal in die Welt der Zauberflöte entdeckt. In der Vorschau kannst du einen ersten Blick in das Fantasy-Abenteuer werfen. Direkt darunter werfen wir einen Blick auf das umfangreiche Lebenswerk von F. Murray Abraham.

Unter Gangstern und Giganten

F. Murray Abraham, dessen vollständiger Name Fahrid Murray Abraham lautet, hatte eine bewegte Jugend. Er wuchs in El Paso, Texas, an der Grenze zu Mexiko auf und geriet als Mitglied einer Jungendbande ständig in Schwierigkeiten: klaute Autos, prügelte sich, hing in Bordellen ab. Seine Lehrerin holte ihn in der Highschool auf die Bühne – und raus aus dem Milieu: 

„Ich glaube, sie hat mir das Leben gerettet.”

Von da an gab es für ihn keinen anderen Berufswunsch mehr. Von Anfang an arbeitete Abraham mit wahren Hollywood-Giganten. In einer seiner ersten Rollen drehte er unter Sidney Lumet den Thriller „Serpico” (1974). Darin spielte Abraham neben Al Pacino einen Polizeibeamten in der korrupten New Yorker Polizei.

 

Nach Komödien mit Leinwandlegenden Walter Matthau und Jack Lemmon ergatterte Abraham eine kleine Rolle im gefeierten Thriller „Die Unbestechlichen” (1976) an der Seite von Robert Redford und Dustin Hoffman. Zehn Jahre nach ihrer ersten Zusammenarbeit trafen Al Pacino und F. Murray Abraham in Brian de Palmas „Scarface” wieder aufeinander. Diesmal stehen die beiden auf der anderen Seite des Gesetzes. Pacino als Kleinkrimineller Scarface und Abraham als Verbrecher Omar Suárez, der die Gangsterkarriere von Scarface mit einem Mordauftrag ins Rollen bringt:

 

Durchbruch dank Miloš und Mozart

Parallel zu den Dreharbeiten von „Scarface” in Los Angeles drehte Abraham 1984 in Prag die Rolle seines Lebens. Unter Kultregisseur Miloš Forman spielte er in der fiktionalisierten Musikbiografie „Amadeus” die zweite Hauptrolle. Neben Tom Hulce als Wunderkind Mozart ist Abraham darin als dessen Erzfeind Salieri zu sehen, der vor Eifersucht auf Mozarts Talent fast zu Grunde geht. Legendär ist die Szene, in der Salieri bei einem Blick auf die Kompositionen Mozarts dessen Genie erkennt.

THE MAGIC FLUTE - DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE, Rechte bei Tobis/Foto: Luis Zeno Kuhn

Forman ging mit der Besetzung der beiden Hauptrollen ein großes Wagnis ein, da beide Darsteller weitgehend unbekannt waren. Das Risiko zahlte sich aus. „Amadeus” ging 1985 als Favorit ins Rennen um die Oscars und war der große Gewinner des Abends. In acht Kategorien räumte der Film ab, darunter auch die des besten Hauptdarstellers, in der Abraham und Hulce nominiert waren. Abraham ging als Sieger hervor und hielt eine Rede, die Seltenheitswert hat. Anstatt sich bei Gott und der Welt (und der Academy) zu bedanken, würdigte Abraham ausschließlich Miloš Forman und seinen Kollegen Tom Hulce. Mit seiner kurzen Rede überraschte er nicht nur das Orchester, sondern auch sich selbst. Er wollte schon die Bühne verlassen, als er bemerkte, dass er noch Zeit übrig hat. Die nutzte er für eine Liebeserklärung an seine Frau, mit der er mittlerweile seit über 60 Jahren glücklich verheiratet ist.

 

Dank des Oscars und des Golden Globes, den Abraham ebenfalls für diese Rolle erhielt, durfte er sich in den folgenden Jahren über mehr Rollenangebote freuen. Allerdings zementierte die Rolle des Salieri auch Abrahams Image als Filmbösewicht in Hollywood.

Karriere mit schmierigen Schurken

Salieri blieb nicht Abrahams letzte von Missgunst getriebene Figur. In „Der Name der Rose” (1986) tritt er als Gegenspieler von Sean Connery auf. In der Rolle des sadistischen Inquisitors Bernardo Gui macht Abraham sich den von Connery gespielten William von Baskerville zum Feind.

 

In einer ähnlichen Konstellation besetzte Gus Van Sant die beiden Hollywood-Schauspieler in seinem Drama „Forrester - Gefunden!” (2001). Darin nimmt sich Sean Connery als erfolgreicher Autor einem begabten Studenten an. Der von Abraham gespielte Prof. Robert Crawford, der die literarischen Meisterwerke, die er behandelt, nie selbst verfassen könnte, missgönnt den beiden ihr Talent. Auch in Brian De Palmas Romanverfilmung „Fegefeuer der Eitelkeiten” (1991) kommt der von Abraham gespielte karrieregeile Staatsanwalt Abraham Weiss nicht besser weg und in “Star Trek: Der Aufstand” (1998) ist F. Murray Abraham der klassische Bösewicht. Dieses Image nahm Abraham 1993 in der Action-Satire „Loaded Weapon 1” als Reinkarnation von Hannibal Lecter und noch einmal deutlich erfolgreicher in dem Arnold Schwarzenegger-Blockbuster „Last Action Hero” auf die Schippe.

Glücklich unter dem Radar

Wohltuende Ausnahmen von seinem Schurken-Dasein stellen Abrahams Auftritte im Indie-Kino dar. Unter der Regie der Coen-Brüder spielte Abraham in der Folk-Hommage „Inside Llewyn Davis” (2013) einen Musikproduzenten, der dem erfolglosen Musiker Llewyn Davis (Oscar Isaac) zu einem Auftritt verhelfen soll.

 

Wes Anderson bot ihm in seinem bunten „Grand Budapest Hotel” (2014) die Rolle des Erzählers an, der uns durch die Geschichte begleitet, wie er als junger Page Zéro im berühmten Hotel unter der Führung von M. Gustave H. (Ralph Fiennes) arbeitete. 

 

Trotz Oscar und einer beachtlichen Filmografie wurde aus Abraham kein Hollywood-Star. Und das scheint er auch nicht zu bereuen:

„Über die wirklich berühmten Schauspieler wird so viel Mist geschrieben. Ich weiß nicht, wie sie es schaffen, das nicht an sich ranzulassen. Wie sie es schaffen, nicht verrückt zu werden."

Seine Arbeit als Schauspieler liebt er nach wie vor. Zu über 100 Rollen in Film und Fernsehen kommen Theaterengagements, die er seit Beginn seiner Karriere mit Herzblut füllt. Mit fortschreitendem Alter will sich Abraham vor allem auf der Leinwand verstärkt unterhaltsamen Stoffen zuwenden. So konnte er 2020 in der Realverfilmung von Disneys „Susi und Strolch” als singender Kellner glänzen:

 

Und auch mit seinem neuen Kinofilm THE MAGIC FLUTE – DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE erobert er sich ein neues Publikum. Dabei hilft ihm der Umstand, dass er immer etwas unter dem Radar geflogen ist. 

F. Murray Abraham
THE MAGIC FLUTE - DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE, Rechte bei Tobis/Foto: Luis Zeno Kuhn

Trotz seiner 83 Jahre denkt F. Murray Abraham noch lange nicht an Rente. Auf die Frage, ob er es in seinem Alter etwas langsamer angehen lassen möchte, antwortet er entschieden:

„Nein! Es langsam angehen lassen, bedeutet den Tod. Also bitte, besch******* Ruhestand? Geh mir weg! Ich bin verdammt nochmal nicht bereit, in Rente zu gehen!”

Und da ist er wieder, der Hauch von Gefahr, der F. Murray Abraham umgibt. Nicht weniger einschüchternd ist er als strenger Direktor des Mozart-Internats in seinem neuen Film zu sehen. THE MAGIC FLUTE – DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE läuft jetzt im Kino.

Autor/-in: J.Leipnitz

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