Die unlangweiligste Schule der Welt
Felicitas Woll: „Meine Leidenschaft ist das Leben."
Als Lolle, die im Großstadtdschungel Berlins versucht, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, haben wir Felicitas Woll ins Herz geschlossen. 20 Jahre später springt sie in eine komplett andere Rollen nebst Klamottenstil...
Was ist aus der süß-verpeilten Lolle geworden, die wir aus BERLIN, BERLIN kennen? Braunes Strickkleid, strenge Frisur und ein Ton, dass einem Hören und Sehen vergeht! Das ist die Lehrerin Frau Penne, die Felicitas Woll in ihrem neuen Kinofilm DIE UNLANGWEILIGSTE SCHULE DER WELT spielt – und das so gut, dass sie als Beste Darstellerin für einen Jupiter Award nominiert ist (hier geht's zur Abstimmung). Zum Glück ist sie im wahren Leben immer noch lebenslustig und leidenschaftlich wie ihre wohl berühmteste Rolle. Wir stellen Felicitas Woll vor.
Ein echtes Glückskind
Das Glück wurde ihr schon mit dem Namen in die Wiege gelegt: Felicitas (Latein für Glück oder Glückseligkeit) Katharina Woll wurde 1980 in Homberg geboren und wuchs als eines von sieben Kindern unter besonderen Umständen auf. Ihre Mutter war eine Aussteigerin, die mit ihrer Familie durch Europa reiste und schließlich auf dem Hof ihrer Großmutter in einem Mehrgenerationenhaus ein neues Zuhause fand.
So ungewöhnlich, wie ihr Leben begann, ging es auch weiter. Als Felicitas Woll in der Disko ihres Heimatortes die Nächte durchtanzte, wurde sie entdeckt. Schulabschluss und Pläne, Krankenschwester zu werden, hatten sich erledigt. Felicitas Woll war von nun an unterwegs zu Castings. Bevor sie in Deutschland durchstartete, drehte sie in China die Serie TRUE LOVE IS INVISIBLE - MAGIC LOVE. Und das alles, als sie gerade noch ein Teenager war.
Mit der RTL-Serie DIE CAMPER wurde sie dann auch hierzulande bekannt. Als pubertierende Tanja teilt sie die Begeisterung ihrer Eltern für das spartanische Camperleben nur bedingt.
Drei Staffeln lang spielte Woll die Tanja Ewermann, bis sie 2001 das erste Mal im Kino zu sehen war. Die freche Coming-of-Age-Komödie MÄDCHEN, MÄDCHEN war einer der erfolgreichsten Kinofilme des Jahres und bedeutete für Felicitas Woll den endgültigen Durchbruch.
Aber nicht nur beruflich bezeichnet sich Felicitas Woll als echtes Glückskind. Auch ihr Bruder Tassilo, der mit dem Down-Syndrom auf die Welt kam, ist für sie ein wahrer Segen in ihrem Leben:
„Mein Bruder kriegt viel von dem, was uns auf der Erde belastet, was wir an Nachrichten den ganzen Tag inhalieren, gar nicht mit. Dadurch ist er ein wesentliches Stück glücklicher, was ich als großes Geschenk sehe. [...] Ich will einfach meine Stimme dafür erheben, dass Trisomie 21 ein großes Glück bedeuten kann für alle Beteiligten."
Felicitas Woll setzt sich für mehr Aufklärung über das Leben mit Down-Syndrom ein.
Eine irre Zeit
Nachdem MÄDCHEN, MÄDCHEN abgedreht war, wollte Felicitas Woll eigentlich eine Pause einlegen. Aber ihr Agent bestand darauf, dass sie für eine Serie in Berlin vorspricht. Obwohl sie überhaupt keine Lust hatte, ging sie doch noch zum Casting. Und was soll man sagen, auch dieses Mal war das Glück auf ihrer Seite und sie wurde in der Hauptrolle der unkonventionellen ARD-Serie BERLIN, BERLIN besetzt. Publikum und Kritiker:innen hatten einen Wahnsinns-Spaß, dem Landei Lolle dabei zuzuschauen, wie sie sich im Großstadtdschungel Berlins von Mann zu Mann hangelt. Die erfolgreiche Serie gewann den Deutschen Fernsehpreis und einen Emmy. Felicitas Woll wurde als beste Schauspielerin ebenfalls mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Grimme-Preis und der Rose d’Or ausgezeichnet. Das Beste für Felicitas Woll war aber der Spaß am Dreh:
„Das war eine ganz irre Zeit. Wir haben wild gelebt miteinander. Wir waren eine WG, haben draußen gecampt.”
Vier Staffeln lang hatte Felicitas Woll die Zeit ihres Lebens. Die Serie endete nur, weil sie sich anderen Projekten widmen wollte. Schon während der Dreharbeiten von BERLIN, BERLIN drehte sie auch Filme wie die Komödie ABGEFAHREN - MIT VOLLGAS IN DIE LIEBE (2004). 2006 spielte sie in dem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten TV-Drama DRESDEN, das die Luftangriffe auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg behandelt. Felicitas Woll ist darin als Krankenschwester zu sehen, die zwischen die Fronten gerät. Für ihre Darstellung wurde sie mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Bei der Auswahl ihrer Rollen geht sie nach ihrem Bauchgefühl:
„Wenn ich das Buch lese und sofort Lust und das Bedürfnis habe, das zu spielen, dann weiß ich, dass es richtig ist.”
Ihr Bauchgefühl ließ sie unterschiedlichste Rollen erkunden: Märchenfiguren und Prinzessinnen, aber auch historische Dramen wie den Fernseh-Zweiteiler WIR SIND DAS VOLK - LIEBE KENNT KEINE GRENZEN (2008). Nach ihrem Abschied von BERLIN, BERLIN sah man Woll erst 2013 wieder in einer Serie. DER TAUNUSKRIMI verfilmte bislang neun Bestseller-Romane von Nele Neuhaus. Als Kommissarin Pia Sander geht Felicitas Woll darin Mordfällen auf den Grund.
Eine unbequeme Rolle spielte Felicitas Woll in DIE UNGEHORSAME. Für ihre Darstellung einer misshandelten Ehefrau in dem Fernsehdrama wurde sie 2015 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im selben Jahr drehte sie mit Regisseur Ekrem Ergün den Kinofilm HÖRDUR. Als zunächst strenge Besitzerin eines Pferdehofs gibt sie darin der sozial ausgegrenzten Aylin (Almila Bagriacik) eine neue Perspektive.
2020 gab es für alle Lolle-Fans einen Grund zur Freude: BERLIN, BERLIN sollte als Kinofilm zurückkommen. Leider machte die Corona-Pandemie einen Kinostart unmöglich und so sprang Netflix ein.
Ein buntes Comeback
Nachdem das Kino-Comeback mit BERLIN, BERLIN vorerst nicht geklappt hatte, widmete sich Felicitas Woll einer weiteren Serie, die mit frischen Ideen punktete: In der bissigen Gesellschaftskomödie HERZOGPARK (2022), die die deutsche High Society auseinandernimmt, spielte Felicitas Woll die Luxus-Lady Annabelle Bernbauer, die gemeinsam mit Lisa Maria Potthoff und Antje Traue das Ableben von Heiner Lauterbach plant.
Außerdem präsentierte sie in der Show THE MASKED SINGER 2023 erstmals einem großen Publikum ihre fantastische Stimme. Im Igelkostüm sang sie sich bis ins Finale und bezauberte mit ihrer Version von Alanis Morisettes „Uninvited”:
Die Kinoverfilmung des Bestsellers DIE UNLANGWEILIGSTE SCHULE DER WELT bietet Felicitas Woll nun die großartige Gelegenheit, ihr Gesangstalent mit ihrem Kinocomeback zu verbinden. Gemeinsam mit ihrem Co-Star Serkan Kaya singt sie das Titellied „An der Wand ein Elefant". Vorsicht, Ohrwurm-Gefahr!
Im Film selbst überrascht die lebenslustige Felicitas Woll als schnarchnasige Lehrerin Frau Penne, die sich gegen jeglichen Spaß zu wehren versucht. Wie lange sie das durchhält, erfährst du im fröhlichen Kinoabenteuer!
Autor/-in: J.Leipnitz