Knock Knock Knock

Kratz, klopf, kreisch! Die schlimmsten Sounds in Horrorfilmen

Rechte bei Tobis

Der kleine Peter (Woody Norman) wird in KNOCK KNOCK KNOCK jede Nacht von einem Klopfen hinter den Wänden seines Zimmers aus dem Schlaf gerissen. Und wir ahnen Böses.

Warum eigentlich? Vielleicht, weil die Tonspur in Horrorfilmen meist mindestens ebensolchen Schrecken auslöst wie die Bilder. Nach der Filmvorschau von KNOCK KNOCK KNOCK stellen wir sieben Beispiele vor, die wir so schnell nicht wieder aus dem Ohr – und dem Kopf – bekommen.

 

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1. WHITE NOISE – SCHREIE AUS DEM JENSEITS (2005)

Der Anrufbeantworter blinkt. Draußen tost ein Sturm. Hat Jonathan (Michael Keaton) gerade seinen Namen gehört? Hat ihn seine Frau Anna (Chandra West) angerufen? Das kann eigentlich nicht sein, denn sie ist kürzlich bei einem Unfall ertrunken. Und doch meint er, ihre Stimme im Rauschen des Bandes zu hören. Blitze erhellen das Haus. Bald darauf geschehen weitere merkwürdige Dinge. Jonathan erhält Anrufe, die laut Display von Annas Handy stammen, obwohl dieses sicher zu Hause verwahrt ist.

 

Stimmen aus dem Jenseits, versteckt im Rauschen elektronischer Geräte, kennen wir auch aus Steven Spielbergs POLTERGEIST (1982) oder THE SIXTH SENSE (1999). Hier hat Regisseur Geoffrey Sax sie zum Thema des Films gemacht. Natürlich spielen bald noch mehr Elektrogeräte verrückt…

2. DER FLUCH – THE GRUDGE (2004)

Tropft da ein Wasserhahn? Nein, jetzt klingt es wie ein Zwirnfaden, den man über den Rand eine Joghurtbechers zieht, dann als würde jemand rückwärts rülpsen – und schließlich schreien. Das ist der Signature Sound von Kayako (Takako Fuji).

 

Kayako wurde von ihrem Mann aus ungerechtfertigter Eifersucht umgebracht, ebenso ihr Sohn und die Katze. Danach tötete der Mann sich selbst. Seitdem liegt besagter Fluch auf dem Haus. Sam Raimi produzierte dieses US-Remake des japanischen Originals von 2002. J-Horror, Japanischer Horror, wie auch RING (2002) war seinerzeit ein Kassenschlager in den USA – und ist es bis heute: Allein von der amerikanischen Version erschienen vier Teile, vom originalen JU-ON-Franchise sogar noch deutlich mehr, einschließlich eines Reboots der Reihe, mehrerer Ableger, eines Crossovers mit dem RING-Franchise und einer Netflix-Serie.

3. A QUIET PLACE (2018)

Manchmal genügt schon Stille. Denn auch sie kann grauenhaft sein, nicht nur wenn man sich anschweigt. In A QUIET PLACE sind die Menschen allerdings zum Schweigen verdammt, denn die Erde wurde von Aliens erobert, die zwar blind sind, aber ziemlich gut hören. Nach der Invasion schleicht eine Familie auf Zehnspitzen durch die menschenleere Welt.

 

Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller John Krasinski reizt die akustische Seite der Story perfekt aus, sogar ein Hörgerät wird zu Waffe. Und er macht aus A QUIET PLACE eine Familiengeschichte im doppelten Sinn. Seine Frau im Film wie im wirklichen Leben ist Emily Blunt.

4. DIE VÖGEL (1963)

Alfred Hitchcock hatte einen untrüglichen Instinkt für Spannung – und für Klänge, die sie steigern. Schon in PSYCHO (1960) hatte er die bis heute legendäre Orchestermusik verwendet, die lautmalerisch perfekt das scharfe Messer abbildete, mit dem der Mörder zustach.

 

Für DIE VÖGEL aber ging er einen anderen Weg – und der führte ihn nach Berlin, zu dem Musikpionier Oskar Sala, der ein einzigartiges Musikinstrument spielte: ein Mixtur-Trautonium, einen frühen Vorläufer des Synthesizers. Komplett elektronisch erzeugte Klänge wirkten damals noch äußerst befremdlich und lösten entsprechenden Schrecken aus, wie alle unbekannten oder schmerzhaften Geräusche in Horrorfilmen, die wir als potenzielle Bedrohung empfinden, weil wir sie nicht einordnen können. Elektronische Musik im Film gab es bereits seit den 1930er Jahren. Doch ohne die markerschütternden Schreie aus Salas Studio in Charlottenburg wären Hitchcocks Vögel harmlose Piepmätze geblieben.

5. SAW (2004)

Die akustische Signatur von SAW ist ebenfalls eine Stimme, die von einem Rekorder zu stammen scheint, sehr verzerrt und komplett entmenschlicht. Aber nicht nur das. Der gesamte Soundtrack klingt wie eine rostige Maschine, die alles zermalmt, was sie zu fassen bekommt. Unmenschlich und dabei so gestört wie die Bilder der Krisen und Kriege, die durch die Nachrichten flackern. Horrorfilme bilden den Zeitgeist ab. Und im Vergleich zu den Schrecken der Gegenwart sind Frankenstein oder Dracula schrullige alte Knacker.

 

In SAW wachen zwei Männer festgekettet in einem heruntergekommenen Waschraum auf. Sie befinden sich in der Gewalt eines Psychopathen, der ihnen mit der verzerrten Stimme unter anderem nahelegt, sich mit zwei bereitgestellten Sägen selbst zu verstümmeln. Der australische Autor und Regisseur James Wan führt uns hier auch akustisch in einen Horror-Raum, mit fiesen Industrial-Sounds, die schon beim bloßen Hören körperliche Schmerzen bereiten. Bislang gibt es neun Fortsetzungen.

6. HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS (1978)

Horror-Titan John Carpenter, geboren 1948, hat nicht nur als Regisseur einige Meilensteine in die Geschichte des Genres gesetzt, er hat auch häufig die Musik dafür komponiert. Er selbst beschreibt seinen Stil so:

„Die Themen, die sie antreiben, können auf ein paar kalte, sich wiederholende Noten reduziert werden, den elektrisierenden Donner eines Rockkonzerts annehmen oder in unheilige Miasmen eintauchen. Es ist eine Arbeit, die das musikalische Gedächtnis sofort mit Bildern einer bedrohlichen Gestalt überflutet.“

 

In Carpenters Soundtrack zu seinem Klassiker HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS (dem auch aktuell der Kinofilm KNOCK KNOCK KNOCK eine Reverenz erweist) ist dies besonders gut zu hören. Das einfache Stück ist offenbar inspiriert von William Friedkins DER EXORZIST (1973), einem der erfolgreichsten Horrorfilme der 1970er. Friedkin hatte Mike Oldfields gerade erschienenes Stück „Tubular Bells“ verwendet und damit das repetitive Pianomotiv als akustische Entsprechung für psychopathischen Wahn etabliert. Carpenter fügte dieser Idee noch eine maschinenhafte Synthesizer-Linie hinzu, die das unbarmherzige Voranschreiten des Killers symbolisiert.

7. MISERY (1990)

Die Schreie des Schriftstellers Paul Sheldon (James Caan) wird niemand vergessen. Grobe Schläge mit einem Vorschlaghammer zertrümmern seine Fußgelenke, während dazu ungerührt Beethovens „Mondscheinsonate“ läuft. Auch hier Klaviermusik als akustische Entsprechung für das Unausweichliche. Geführt wird der Hammer von Annie (Kathy Bates), dem „größten Fan“ des Autors.

 

Zuvor hatte die ehemalige Krankenschwester Annie ihr Idol noch „gerettet“, nachdem er in einem Schneesturm mit seinem Wagen verunfallt war. Zum Dank hatte Paul Annie seinen neuen, gerade fertiggestellten Roman lesen lassen. Doch leider gefiel Annie darin so einiges nicht. Diesen Alptraum eines Schriftstellers dachte sich niemand geringeres als Stephen King aus, dessen Roman „Sie“ (1987) Regisseur Rob Reiner hier verfilmte. Kathy Bates erhielt einen Golden Globe und einen Oscar® als Beste Hauptdarstellerin.

Was verbirgt sich hinter dem Klopfen in KNOCK KNOCK KNOCK? Regisseur Samuel Bodin liefert uns aktuell einen weiteren Horrorfilm, dessen Sounds noch lange nach Verlassen des Kinos nachhallen. Ein packender Horrorthriller nach Motiven von Edgar Allan Poe, der geschickt auf ein Gänsehaut-Finale hinarbeitet.

 

Ab 1. Mai nur im Kino.

 

Autor/-in: A. Smithee


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