Als ältester Gewinner aller Zeiten ging Anthony Hopkins 2021 in die Annalen der Academy Awards ein. 30 Jahre nach seinem ersten Goldjungen wurde der Waliser für seine Rolle eines Demenzkranken im Drama THE FATHER erneut als Bester Hauptdarsteller mit einem Oscar ausgezeichnet. Und was machte Hopkins? Er verschlief die Verleihung seelenruhig in seinem Zuhause.
Mit sage und schreibe 83 Jahren ist Anthony Hopkins immer noch erfolgreich im Geschäft und scheinbar nicht aus der Ruhe zu bringen. Was ist sein Geheimnis? Hopkins gibt Antworten...
Die meisten Oscar-nominierten Schauspieler dürften am Abend der Verleihung fingernägelkauende Nervenbündel sein, schließlich ist der Academy Award immer noch die prestigeträchtigste Auszeichnung im Filmgeschäft. Nicht so Anthony Hopkins. Der erfuhr von seiner Auszeichnung für THE FATHER am Telefon und zeigte sich bei seiner Dankesrede am nächsten Tag auf Instagram dankbar und gewohnt bescheiden:
Bei welchen Preisverleihungen das Drama noch abräumte, kannst du mit einem Klick hier sehen:
THE FATHER schreibt Oscar-Geschichte
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Über seine Rolle in THE FATHER sagt Hopkins:
„Ich habe in gewisser Weise meinen eigenen Vater gespielt. Er hatte keine Demenz, er war vor seinem Tod noch sehr scharfsinnig. Aber er konnte verletzend und sehr wütend sein, weil er sich vor dem Sterben gefürchtet hat. Er konnte dich mit einem Blick vernichten. Und das kann ich auch."
„So war es einfach für mich, die Rolle zu spielen. Indem ich meinen Vater spielte.”
Das Ergebnis wurde grandios:
„Zwischen Starrsinn und Verletzlichkeit, Zärtlichkeit und Bosheit, plötzlich aufblitzendem Charme und tiefster Verzweiflung findet Hopkins einen ungeheuren Reichtum von Nuancen [und] trifft – man muss es so pathetisch sagen – mit seiner schlichten Menschlichkeit direkt ins Herz.." (epd Film)
Kleine Kostprobe gefällig? Dann schau dir den Trailer zu THE FATHER an:
In THE FATHER leidet Hopkins' Filmtochter (gespielt von Oscar-Preisträgerin Olivia Colman) nicht nur unter der Krankheit ihres Vaters, sondern auch unter der Wesensveränderung, die diese mit sich bringt.
Ähnlich ging es Hopkins mit seinem eigenen Vater, bevor dieser starb:
„Mein Vater war am Ende seines Lebens grausam zu mir, wenn er Schmerzen hatte. Er sagte: ,Ich habe diesen Film von dir gesehen. Das war wohl nichts.’ und sah mich mit einem vernichtenden Blick an. Das tut weh. Aber ich wusste, er lag im Sterben. Er hatte Angst. Aus Angst und Schwäche spielt man solche Spiele. So wie die Figur, die ich in THE FATHER mit Olivia spiele."
Noch heute geht ihm der Tod seines Vaters, der in Hopkins' Leben eine prägende Figur war, sehr nah.
40 Jahre später trägt er am Grab seines Vaters das Gedicht des walisischen Schriftstellers Dylan Thomas „Do not go gentle into that good night” (Geh nicht sanftmütig in die gute Nacht) vor und nimmt sich dabei auf. Bis ihm vor Trauer die Stimme bricht:
In dem Gedicht ruft ein Sohn seinen sterbenden Vater dazu auf, sich dem Tod nicht kampflos zu ergeben.
Hopkins liebt es, Gedichte zu rezitieren. Das hält ihn geistig wach:
„Es hält mich am Leben, hält mein Gehirn fit. Ich bin davon besessen, Texte zu lernen. Ich lerne und lerne und lerne. Man könnte es schon eine Zwangsstörung nennen. Aber es hält meinen Geist wach und am Leben.”
Genauso geht er seine Rollen an:
„Ich lese das Skript 250 Mal. Das ist fast schon zwanghaft bei mir. Ich bin ein Perfektionist. Oder vielleicht knirscht es schon ein bisschen in meinem Oberstübchen. (lacht)”
Diese Hingabe zeigte Anthony Hopkins nicht immer. Als er jung war, deutete nichts auf seine späteren Erfolge hin:
„Ich war ein lausiger Schüler, ein richtiger Versager, ein Dummkopf."
„Ich war ein Einzelgänger, war antisozial und hatte keine Ahnung von nichts. Deshalb wurde ich Schauspieler.“
Diese Entscheidung rettete sein Leben:
„Wäre ich nicht Schauspieler geworden, hätte ich mich wahrscheinlich zu Tode getrunken. Ich wäre in der Gosse gelandet.”
Auf seinem Instagramprofil sprach Anthony Hopkins ganz offen über seine Alkoholsucht...
„Heute vor 45 Jahren erhielt ich einen Weckruf. Ich steuerte auf eine Katastrophe zu. Ich trank mich zu Tode.”
Über Nacht änderte er sein Leben:
„Mir kam der Gedanke: ,Willst du leben oder sterben?’ Ich sagte ,Ich will leben.’ Plötzlich wurde es besser. Mein Leben war wunderbar. Ich habe schlechte Tage und Zweifel, aber am Ende des Tages sage ich: ,Bleib dran!’ Das Heute ist das Morgen, über das du dir gestern noch so viele Sorgen gemacht hast.”
Die ganze Rede findest du hier in seinem Post:
Während Anthony Hopkins in seiner Arbeit als Schauspieler aufgeht, schreckt ihn das Business ab:
„Ich liebe die Schauspielerei. Doch das ganze eitle Drumherum ist reine Zeitverschwendung. Ich gehe nicht mal zu der Abschlussparty, die es nach Ende der Dreharbeiten bei jedem Film gibt. Da wird immer diese schreckliche Musik gespielt.”
Noch schrecklicher findet Hopkins Preisverleihungen, auf denen man ihn nur selten sieht:
„Zu Menschen nett sein und charmant sein und mit ihnen flirten müssen, oh, komm schon! Die Leute geben sich alle Mühe, den Nominierten zu schmeicheln, und ich finde das irgendwie ekelhaft. Das war schon immer gegen meine Natur."
Und er setzt noch einen drauf:
„Die Leute kriechen herum und küssen die Hinterteile berühmter Produzenten und all das. Es bringt mich dazu, mich übergeben zu wollen, das tut es wirklich."
Am Anfang seiner Karriere war das noch anders:
„Als ich jung war, habe ich jede Rolle angenommen, auch wenn sie Mist war. Nur damit kein anderer Schauspieler sie bekam. Ich war sehr eifersüchtig auf Erfolge anderer.”
Das lag auch an seinen eigenen Erwartungen:
„Als ich jünger war, wollte ich berühmt sein. Ich habe jede geschriebene Regel gebrochen. Nicht aus Boshaftigkeit oder weil ich jemand anderem etwas beweisen wollte. Ich wollte mir etwas beweisen. Ich sah eines Tages in den Spiegel und sagte zu mir selbst: ‚Ich werde es dir beweisen‘. Und das habe ich.”
Noch heute ist der zweifache Oscar-Preisträger ein Getriebener:
„Ich will einfach weitermachen. Ich bin ein alter Krieger. Ich bin stark, sehr stark. Ich bin ein Überlebender.”
Wie er es schafft, dabei trotzdem so gelassen zu sein:
„Wenn man jung ist, hat man einfach mehr zu verlieren und ist sehr darauf versteift, dass bestimmte Dinge funktionieren. Heute erwarte ich nichts mehr. Ich bin einfach entspannt und im Einklang mit allem.”
„Meine Philosophie ist: Es ist mir egal, was Leute über mich sagen oder denken. Ich bin, was ich bin und tue, was ich tue. Ich erwarte nichts und nehme alles an. Und das macht das Leben so viel einfacher."
Das sagt Anthony Hopkins über das Leben:
„Das Leben ist so kurz. Es gibt solch herrliche Eindrücke in der Welt – und auch schreckliche Dinge. Ich will sie alle entdecken. Also habe ich mich aus meiner Komfortzone herausbewegt. Das ist lebenswichtig für mich. Sonst könnte ich genauso gut sterben.”
Für seine Rolle als Papst Benedikt XVI. in „Die zwei Päpste” wurde Hopkins für einen Oscar als Bester Nebendarsteller nominiert...
...zu Gott hat er aber dennoch nicht gefunden:
„Ich glaube nicht an Gott. Es ist etwas in uns, das uns antwortet, wenn wir Fragen an eine höhere Macht stellen. Wir müssen an die Kraft des Lebens glauben.”
Über Männer...
„Wie wohl alle Männer bin ich sehr stolz."
„Männer reden nicht viel über ihre Gefühle. Sie ertragen die Dinge eher stoisch. [...] Das ist ein Unvermögen. Männer denken viel zu sehr in engen Grenzen: Leistung. Erfolg. Anerkennung. Den Rivalen ausstechen.”
… und Frauen…
„Frauen sind da anders. Sie öffnen sich, sprechen über das, was sie bewegt. Das macht Frauen viel weiser.”
Diese Einstellung dürfte Olivia Colman gefallen.
Das sagt die Oscar-Preisträgerin über ihren Co-Star aus THE FATHER Anthony Hopkins:
„Er ist ein so froher Mensch. Ich bin gar nicht so sicher, wie alt er wirklich ist.”
„Und wenn er dann sagt, wie schön das Leben doch ist und wie viel Glück wir haben, dass wir alle zusammen sind. Da kommen mir die Tränen… Es ist ein wahres Vergnügen mit ihm zu spielen.”
Ein wahres Vergnügen dürfen auch die Zuschauer von THE FATHER erleben, wenn sie Anthony Hopkins und Olivia Colman in dem bewegenden Drama sehen – ab dem 26. August im Kino!
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Autor/-in: J.Leipnitz