Basierend auf dem Roman „Off Magazine Street“ von Ronald Everett Capps erzählt die Newcomerin Shainee Gabel in LOVESONG FÜR BOBBY LONG eine ganz eigenartige, einzigartige Familiengeschichte. Offen und spielerisch führt uns der Film zunächst auf ein Terrain, das sich das Kino bisher kaum je erschlossen hat: die Peripherie von New Orleans mit ihrer satten, dampfenden Schwüle. Eine gewisse Trägheit, eine entspannte Aura legt sich hier über alles, und diesem Rhythmus passt sich Gabels Inszenierung stilsicher an. Mit Sinn fürs Detail und Gespür für stille, unspektakuläre Alltagsmomente beschreibt sie das Leben rund um den charismatischen Bobby Long. Es ist eine Welt voller Geschichten und Lieder, voller Abenteuer und Affären – aber geprägt auch von leiser Melancholie und einsamer Verzweiflung. Die große Kunst von LOVESONG FÜR BOBBY LONG besteht darin, diese Welt zunächst als sanften Fluss der Ereignisse zu skizzieren, der sich kaum zu einer geradlinigen Geschichte zu fügen scheint, dann aber sukzessive ein weitverzweigtes Netz der Bezüge und Beziehungen, der Verhältnisse und Verstrickungen freilegt. Jeder hat hier, bewusst oder unbewusst, sein Geheimnis – und einen finalen Paukenschlag hält der Film obendrein auch noch parat. Als sie vom Tod ihrer Mutter Lorraine erfährt, kehrt Purslane Hominy Will (Scarlett Johansson) nach langer Zeit zurück in ihre Heimatstadt New Orleans. Doch ihre Heimkehr verläuft für die 17-Jährige ganz anders als erwartet. Erst verpasst sie das Begräbnis um einen Tag. Dann stellt sie fest, dass sich der Familiensitz, ein einfaches Holzhaus am Stadtrand, in eine heruntergekommene Bruchbude verwandelt hat. Und zu allem Überfluss muss sie sich auch noch mit zwei fremden Männern arrangieren, die sich im Haus eingenistet haben: mit dem in die Jahre gekommenen Ex-Literaturprofessor Bobby Long (John Travolta) und seinem Schützling Lawson Pines (Gabriel Macht). Pursys Mutter hat den Dreien das Haus zu gleichen Teilen vermacht, und so entsteht eine unfreiwillige Wohngemeinschaft. Pursy bringt das Domizil nach und nach auf Vordermann – und ist ziemlich genervt von den beiden Männern, die sich als Bohemiens gebärden und behaupten, sie arbeiteten an einem Buch über Bobbys Leben, tatsächlich aber einen feucht-fröhlichen Müßiggang kultivieren. Doch ganz allmählich bildet sich eine eigenwillige Freundschaft zwischen der aufgeweckten Pursy und ihren Mitbewohnern. Und je besser sie sich mit Bobby und Lawson versteht, desto näher kommt sie den bitter-süßen Geheimnissen, die ihre alte Heimat für sie birgt ...