Der explosive Polit-Thriller von Oscar-Preisträger Kevin Macdonald ist ein Highlight der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlin. Hier erfährst du alle Details zum Film.
Eines der größten Publikumsfestivals der Welt ohne Publikum? Unvorstellbar! Aus diesem Grund folgt nach dem Auftakt im März nun ein Summer Special der 71. Berlinale und mit DER MAURETANIER wartet ein hochkarätig besetzter Eröffnungstitel auf alle Festivalbesucher*innen. Im Rahmen einer Berlinale Special Gala feierte der Film am 9. Juni gleichzeitig auch seine Deutschlandpremiere, jetzt kannst du dir den Film online ansehen.
Die internationale Kritik konnte DER MAURETANIER bereits überzeugen: Neben einem Golden Globe für Jodie Foster („Das Schweigen der Lämmer”) als Beste Nebendarstellerin und einer Golden Globe-Nominierung für Hauptdarsteller Tahar Rahim („Ein Prophet”) gab es auch fünf Nominierungen für den britischen Filmpreis BAFTA.
Hier kannst du dir den Trailer zu DER MAURETANIER ansehen. Weiter unten im Artikel bekommst du noch weitere Informationen zu den Stars des Films.
Jodie Foster spielt die couragierte Anwältin Nancy Hollander.
Als Jodie Foster in „Taxi Driver” (1976) als 13-jährige Prostituierte berühmt wurde, hatte sie bereits zehn Jahre Kameraerfahrung. In den 1970ern war Jodie Foster ein Disney-Star, lange bevor der Begriff überhaupt geprägt wurde. In ihren 20ern zog es die multitalentierte Schauspielerin bereits zu schwierigen Filmstoffen hin. Auf die John Irving-Verfilmung „Hotel New Hampshire” (1984) folgte 1988 „Angeklagt”. Darin spielt Foster eine Frau aus der Unterschicht, die nach einer Gruppenvergewaltigung für ihr Recht kämpfen muss.
Dafür gewann sie ihren ersten Oscar. Mit 29 realisierte Jodie Foster, die selbst als hochbegabt gilt, ihren ersten eigenen Spielfilm „Das Wunderkind Tate” (1991) und wurde von Kritikern für ihre sensible Herangehensweise an das Thema gelobt. Ihr schauspielerisches Talent wurde im selben Jahr erneut mit einem Oscar gekrönt. Als taffe FBI-Agentin Clarice Starling lieferte sich Foster mit Anthony Hopkins’ Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer” ein geistiges - und darstellerisches - Duell.
Beide gewannen, denn auch Hopkins wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Eine ihrer persönlichen Lieblingsrollen (die ihr die vierte Oscar-Nominierung bescherte) ist die der in sozialer Isolation aufgewachsenen Nell im gleichnamigen Drama mit Liam Neeson von 1994.
Nach einer für die vielbeschäftigte Jodie Foster ungewöhnlichen Drehpause von drei Jahren kehrte sie im Science-Fiction-Drama „Contact” an der Seite von Matthew McConaughey zurück. In den 2000er Jahren sah man Foster verstärkt in Rollen von Frauen, die angesichts männlicher Bedrohungen ungeahnte Stärke entwickeln und sich zur Wehr setzen, wie in „Panic Room” (2002) und „Die Fremde in dir” (2007).
Ihre Verkörperung der realen Strafverteidigerin Nancy Hollander, die sich gegen mächtige Institutionen in den USA wehrt, ist in DER MAURETANIER entsprechend konsequent und brachte ihr ihren dritten Golden Globe ein. Ihr reales Vorbild charakterisierte sie im Interview mit der „Welt am Sonntag“ folgendermaßen:
„Sie ist eine Heldin der sozialen Gerechtigkeit, jemand, der Regierungen und Autoritäten herausfordert.“
Tahar Rahim spielt die Titelrolle des terrorverdächtigen Mauretaniers Mohamedou Ould Slahi.
2007 sah man Tahar Rahim erstmals in einer kleinen Rolle im Schocker „Inside” auf der Leinwand, nachdem er in seinem Heimatland Frankreich in der TV-Serie „La commune” als sozial abgehängter Teenager bekannter geworden war. Seine erste Hauptrolle spielte Rahim in Jacques Audiards hartem Gefängnisdrama „Ein Prophet” (2009).
Für seine furiose Darstellung des jungen Malik, der unter dem Schutz der korsischen Mafia während seiner Haft in der brutal umkämpften Rangordnung aufsteigt, wurde Rahim als erster Schauspieler überhaupt mit zwei Césars ausgezeichnet, als Bester Hauptdarsteller und als Bester Nachwuchsschauspieler. 2011 folgte seine erste Zusammenarbeit mit DER MAURETANIER-Regisseur Kevin Macdonald. In dessen Historiendrama „Der Adler der neunten Legion” war Rahim als keltischer Prinz kaum wiederzuerkennen:
Ein Jahrzehnt nach seiner bahnbrechenden Rolle in „Ein Prophet” begibt sich Tahar Rahim für Kevin Macdonald als DER MAURETANIER erneut in eine gefährliche Situation hinter Gittern. Für seine eindringliche Performance wurde er als Bester Hauptdarsteller bei den diesjährigen Golden Globes nominiert.
Shailene Woodley spielt die junge Anwältin Teri Duncan.
Als todkranke Hazel Grace trieb Shailene Woodley in „Das Schicksal ist ein mieser Verräter” (2014) einer ganzen Generation junger Menschen mit Szenen wie dieser Tränen in die Augen:
Deren Herzen hatte sie bereits kurz davor über fünf Jahre hinweg in der Teenie-Soap „The Secret Life of the American Teenager" bewegt. Noch während sie für diese TV-Rolle vor der Kamera stand, ergatterte sie den Part der Problemtochter von George Clooney in Alexander Paynes „The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten”.
Mehr als diesen einen Film brauchte es nicht und Shailene Woodley war in Hollywood angekommen. Für ihr Leinwanddebüt wurde die Zwanzigjährige als Beste Nebendarstellerin u.a. für einen Golden Globe nominiert. Nach ihren Auftritten in der „Bestimmung“-Reihe wurde Shailene Woodley schon als neue Jennifer Lawrence gehandelt.
Dabei emanzipierte sie sich mit international produzierten Dramen wie „Wie ein weißer Vogel im Schneesturm” (2014) und Oliver Stones „Snowden" (2016) schnell von der Rolle als Teenie-Idol und fand ihre eigene Identität als Schauspielerin. Bei ihrer Rückkehr zum Fernsehen war aus dem Teenager eine erwachsene Frau geworden. In dem Serien-Hit „Big Little Lies” (2017-2019) spielt Shailene Woodley in einem großartigen Ensemble eine alleinerziehende Mutter, die ihren Vergewaltiger zur Strecke bringen will.
Die Rolle der engagierten Teri Duncan füllt Shailene Woodley in DER MAURETANIER perfekt aus, denn auch abseits der Leinwand ist sie eine leidenschaftliche politische Aktivistin. Mit viel Herzblut setzt sich Shailene Woodley für umweltpolitische Themen, wie die Rettung der Weltmeere, ein. Auch in Interviews zu ihrem Film DIE FARBE DES HORIZONTS machte sie kein Geheimnis aus ihrem Aktivismus, obwohl ihr der Ozean in dem Drama übel mitspielt.
Benedict Cumberbatch spielt den Ankläger Lieutenant Colonel Stuart Couch, der bei seiner Suche nach der Wahrheit auf unbequeme Fakten stößt.
Benedict Cumberbatch wurde in der Rolle des verschrobenen Genies berühmt. Im Serienformat war das sein skurril interpretierter Sherlock Holmes, der seit 2010 in vier Staffeln „Sherlock" zu sehen war.
Als kluger Kopf empfahl sich Cumberbatch bereits 2004 in seiner ersten bemerkenswerten Rolle im BBC-Film „Hawking – Die Suche nach dem Anfang der Zeit”. Mit steigender Popularität seiner Sherlock-Figur wuchs auch Hollywoods Interesse an dem Briten. Auf Steven Spielbergs „Gefährten” (2011) folgte Peter Jacksons Hobbit-Trilogie, in der Cumberbatch dem Drachen Smaug im Original seine sonore Stimme lieh. 2013 versteckte sich Benedict Cumberbatch nicht mehr hinter CGI-Effekten. Neben seinem beeindruckenden Stimmorgan sorgten auch seine Erscheinung und sein nuanciertes Spiel als Khan in „Star Trek Into Darkness” für einen unvergesslichen Film-Bösewicht:
Überhaupt erwies sich 2013 als produktives Jahr für Cumberbatch. Er wirkte in fünf Kinofilmen mit, darunter im Familiendrama IM AUGUST IN OSAGE COUNTY mit Meryl Streep, in der er bei endlosen, fiesen Familienstreitigkeiten eine der süßesten Szenen spielen darf...
... und das dreifach Oscar-prämierte Drama 12 YEARS A SLAVE. Darin spielte Benedict Cumberbatch einen Mann, der versucht, sich in den lebensverachtenden Zeiten der Sklaverei ein Stück seiner Menschlichkeit zu bewahren.
Steve McQueen wurde mit 12 YEARS A SLAVE zum ersten schwarzen Regisseur und Produzenten, der einen Oscar für den Besten Film gewann. Ein Jahr darauf schnupperte Cumberbatch selbst Oscar-Luft und durfte sich über seine erste Nominierung als Bester Hauptdarsteller freuen. In „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben” spielt er den genialen Informatiker Alan Turing, dessen wertvolle Dienste für die britische Regierung ihn nicht davor bewahren, aufgrund seiner Homosexualität verfolgt zu werden.
Als - wie sollte es auch anders sein - superintelligenter Doctor Strange traf Benedict Cumberbatch 2016 wieder auf seinen 12 YEARS A SLAVE-Co-Star Chiwetel Ejiofor und manipulierte mit ihm das Marvel-Universum, zuerst in seinem eigenen Film und dann noch in drei weiteren Superhelden-Streifen. Nach seinen Ausflügen ins Popcornkino ist im Justizdrama DER MAURETANIER endlich wieder Cumberbatchs ganzes Talent als Charakterdarsteller gefordert.
In Kevin Macdonald hat man für DER MAURETANIER einen Regisseur gefunden, der bereits in seiner Oscar-prämierten Dokumentation „Ein Tag im September" (1999) ein Gespür für brisante Themen bewies. Darin rekonstruiert er mit Originalaufnahmen den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in München, bei dem elf Athleten des israelischen Teams als Geiseln genommen und später getötet wurden. In seinem ersten Spielfilm „Der letzte König von Schottland” (2006) über den ugandischen Diktator Idi Amin wagte er sich erneut an ein politisch heikles Thema und führte seinen Hauptdarsteller Forest Whitaker zu Oscar-Ehren.
Nachdem Macdonald 2009 mit „State of Play – Stand der Dinge" bereits ein intelligenter Politthriller mit der richtigen Prise Spannung gelungen ist, können wir uns auch auf DER MAURETANIER freuen. Zur Weltpremiere in Mauretanien reiste Macdonald persönlich an, um den Film zu präsentieren.
In Deutschland kannst du dir den Film ab sofort online ansehen.
Autor/-in: J.Leipnitz