Die Oscar®-Gewinner OPPENHEIMER und POOR THINGS spielen damit, Filme wie der italienische Sensationserfolg MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG erstrahlen komplett im edlen Schwarzweiß auf der Leinwand. Diese besondere Ästhetik erinnert mit ihren scharfen Kontrasten nicht nur an die goldene Ära des Kinos, sondern lenkt auch den Blick auf das Wesentliche: Regie, Kamera, Musik und vor allem Schauspiel ...
In ihrer Heimat Italien überholte sie sogar BARBIE und OPPENHEIMER - die Tragikomödie MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG erinnert in ihrer Eleganz an die ganz großen Klassiker des italienischen Neorealismus und kommt dennoch frisch, modern und wahnsinnig unterhaltsam daher. Der Film ist ein absoluter Geheimtipp und endlich auch für Zuhause erhältlich.
Im Film begleiten wir Delia (Paola Cortellesi), die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs pflichtbewusst ihren schweren Alltag bewältigt, um die fünfköpfige Familie irgendwie über Wasser zu halten. Nicht ohne eine gehörige Portion lakonischen Humors und mit einem wachsenden Mut, der sie erst zaghaft, dann immer entschlossener gegen das vorherrschende Patriarchat, gegen ihren eigenen Ehemann und den unliebsamen Schwiegervater aufbegehren lässt. Hier siehst du den lustigen Trailer zum Film. Direkt darunter stellen wir die Top 13 der bestbewerteten, schwarzweiß-schillernden Filmperlen des neuen Jahrtausends vor.
ANGEL-A gehört zu den weniger bekannten Filmen des französischen Kultregisseurs Luc Besson. Völlig zu unrecht, denn seine Bildkompositionen und der sphärische Soundtrack von Anja Garbarek verleihen der Romanze eine ganz besondere Note. Nicht zu vergessen: Mit der Spiegelszene schenkten uns Jamel Debbouze und Rie Rasmussen eine der wunderbarsten Filmmomente überhaupt.
Der vom Schicksal gebeutelte Ganove André (Jamel Debbouze) schuldet jeder Menge Leuten eine Menge Geld.
Als einzigen Ausweg aus seiner verzweifelten Lage sieht er nur das Gefängnis – oder den Tod. Als er sich von einer Brücke in die Seine stürzen will, steht plötzlich eine mysteriöse Blondine (Rie Rasmussen) mit endlosen Beinen neben ihm.
Und sie weicht ihm fortan nicht mehr von der Seite, so sehr er auch versucht, sie wieder loszuwerden.
IMDb-Wertung: 7,0
Der aufgeweckte Buddy (Jude Hill) liebt seine Familie, die Straßen Belfasts und die schlaue Catherine (Olive Tennant). Während seine Familie grundsätzlich glücklich ist, trübt der Nordirlandkonflikt zusehends Buddys kindliche Unbeschwertheit. Randalierende Protestanten und Soldaten ziehen durch die Straßen, auf denen er sonst mit seinen Freunden spielt. Bald muss die Familie eine schwierige Entscheidung treffen.
Sein Drehbuch für BELFAST brachte dem bereits achtmal für einen Oscar® nominierten Kenneth Branagh endlich die ersehnte Trophäe. Nominiert war seine Hommage an seine Heimat Irland mit Caitríona Balfe, Jamie Dornan, Judi Dench und Ciarán Hinds in insgesamt sieben Kategorien, u.a. als Bester Film.
IMDb-Wertung: 7,2
Ein Morgen in Berlin: Niko (Tom Schilling) wacht neben seiner Freundin (Katharina Schüttler) auf und hat das Bedürfnis, zu flüchten. Was er sonst noch von seinem Leben will, scheint er selbst nicht so genau zu wissen. Außer Kaffee. Aber auch das ist nicht so einfach.
Wer hätte gedacht, dass die Suche nach einer Tasse Kaffee und dem ganzen Rest, der das Leben so ausmacht, derart wunderbar inszeniert sein kann? Jan-Ole Gerster schickt seinen Protagonisten in seinem beeindruckenden Abschlussfilm durch das schwarzweiße Berlin, das – genau wie Tom Schillings Niko – seltsam entrückt und authentisch zugleich wirkt. Beim Deutschen Filmpreis 2013 gewann OH BOY sechs Auszeichnungen, darunter für den besten Spielfilm, das beste Drehbuch und die beste Regie.
IMDb-Wertung: 7,3
Der Journalist Johnny (Joaquin Phoenix) bereist die USA, um Kinder in Interviews über deren Träume und Hoffnungen für die Zukunft zu befragen. Da seine Schwester Viv (Gaby Hoffmann) einen familiären Notfall hat, kümmert Johnny sich um ihren Sohn Jesse (Woody Norman). Johnny begegnet Jesse mit großer Neugier und Offenheit, was zwischen den beiden eine ganz besondere Verbindung entstehen lässt.
Behutsam und poetisch erzählt Mike Mills die Geschichte einer Familie, die nicht unbedingt heil ist, das Publikum aber trotzdem mit einem guten Gefühl aus dem Film entlässt. Selten hat man so authentische Gespräche zwischen einem Erwachsenen und einem Kind auf der Leinwand gesehen. Mills nutzte für das Drehbuch, wie auch bei seinen vorangegangenen Filmen, ein persönliches Erlebnis und entwickelte die Idee für COME ON, COME ON aus einem Gespräch, das er mit seinem eigenen Kind führte, während es in der Badewanne saß.
IMDb-Wertung: 7,4
Sie schlagen sich, sie vertragen sich. Oder? Der Leuchtturmwärter Thomas Wake (Willem Dafoe) und sein Lehrling Ephraim Winslow (Robert Pattinson) hocken in der Einsamkeit auf einer Insel vor der Küste Maines wochenlang aufeinander und verfallen mit jedem Tag immer mehr dem Wahnsinn.
Robert Eggers inszeniert seinen Schwarzweißhorror wie einen Fiebertraum, mit Fetzen aus Fantasy und groteskem Humor durchsetzt. Die Stummfilm-Ästhetik, die für einen Oscar® nominierte Kameraarbeit und herausragende Performances von Dafoe und Pattinson, die sich in einem Moment an die Gurgel gehen und im nächsten im Suff vereint intimste Geheimnisse ausplaudern, machen DER LEUCHTTURM zu einem zeitlosen Meisterwerk.
IMDb-Wertung: 7,4
Bei Frances (Greta Gerwig) läuft es nicht: ihre Beziehung ist so naja, ihre Tanz-Karriere ist mehr Wunschvorstellung denn Realität und als ihre beste Freundin (Mickey Sumner) ihr eröffnet, dass sie in eine andere Wohnung ziehen will, hängt Frances total in der Luft. Obwohl sie eigentlich mehr vom Leben erwartet, fühlt sich die 27-Jährige doch seltsam wohl in ihrem selbst kreierten Chaos.
Kennen wir nicht alle eine Frances oder sind selbst eine (gewesen)? Noah Baumbach und Greta Gerwig haben in FRANCES HA eine spannende Frauenfigur geschrieben, die sich und ihrem Glück vor allem selbst im Weg steht und deren Träume, aber auch Unzulänglichkeiten mit uns resonieren. Nach ihrem Durchbruch mit GREENBERG (2010) wurde Greta Gerwig als titelgebende Heldin Frances Halladay endgültig zum Star des Indie-Kinos, bevor sie in den letzten Jahren als Regisseurin von LITTLE WOMEN und BARBIE auch das große Publikum für sich eroberte.
IMDb-Wertung: 7,4
Eine kleine Gruppe von Redakteuren um den Journalisten Edward R. Murrow (David Strathairn) stellt sich in der Politiksendung „See it now” gegen den Senator Joe McCarthy, der in den 50er Jahren mit aller Härte und teils illegalen Methoden sogenannte „kommunistische Verschwörungen” in den USA aufdecken will.
Da George Clooney für Senator McCarthys Part Originalaufnahmen seiner Reden verwenden wollte, fällte er die Entscheidung, den kompletten Film in Schwarzweiß zu veröffentlichen. Der Look des Dramas transportiert so hervorragend die bedrohliche und bedrückende Atmosphäre der McCarthy-Ära. Die dokumentarischen Aufnahmen fügten sich sogar so nahtlos in den Film ein, dass das Testpublikum sie nicht als solche erkannte, wie George Clooney berichtete. Die Zuschauer:innen dachten, der echte McCarthy
„sei irgend ein lausiger Schauspieler. […] Viele Leute fragten uns, wer dieser Darsteller sei, und sie sagten, er hätte etwas zu dick aufgetragen.“
Der Film wurde für sechs Oscars® nominiert.
IMDb-Wertung: 7,4
Der schweigsame Friseur Ed Crane (Billy Bob Thornton) wollte nur einer guten Geschäftsidee auf die Sprünge helfen. Doch weil dem bescheidenen Mann das nötige Kleingeld fehlt, um dem windigen Creighton Tolliver (Jon Polito) beim Aufbau seiner chemischen Reinigung zu helfen, erpresst er den Boss (James Gandolfini) seiner Ehefrau (Frances McDormand). Wenn Ed gewusst hätte, was er damit lostritt, wäre er beim Haareschneiden geblieben …
THE MAN WHO WASN'T THERE ist die Hommage der Coen-Brüder an den Film noir, wobei sie ihre ganz eigene, mit einer gehörigen Portion Ironie des Schicksals versehene Variante eines Kriminalthrillers im Stile der 40er Jahre drehten. Joel Coen wurde in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet und Kamera-Legende Roger Deakins durfte sich u.a. über eine Oscar® -Nominierung und einen BAFTA freuen.
IMDb-Wertung: 7,5
Woody Grant (Bruce Dern) hat eine Million US-Dollar gewonnen! Das glaubt der senile Säufer zumindest. Und bald auch seine alte Heimatgemeinde, die von dem Kuchen ein Stück abhaben will. Woodys Sohn David (Will Forte) versucht zunächst vergeblich, seinen Vater davon zu überzeugen, dass er auf einen Schwindel hereingefallen ist. Und obwohl der vermeintliche Gewinn ausbleibt, verändert er doch das Leben der Familie Grant.
Alexander Payne wirft hier einen liebevoll-nostalgischen Blick auf das triste Leben im heruntergewirtschafteten Mittleren Westen der USA. Bruce Dern lässt sich voll in die Rolle des vom Alter und Alkohol gezeichneten Woody fallen, ohne diesen wirtschaftlich Abgehängten, der dem Scheingewinn auch einfach zu gerne glauben möchte, lächerlich wirken zu lassen. Dafür wurde er in Cannes als Bester Darsteller geehrt.
IMDb-Wertung: 7,7
Die junge Cleo gehört zur Volksgruppe der Mixteken und arbeitet im Stadtteil Roma von Mexiko-Stadt als Haus- und Kindermädchen. In ihrer Freizeit trifft sie sich mit einem jungen Mann, der sie sitzen lässt, nachdem er von ihrer Schwangerschaft erfahren hat. Ihre Arbeitgeberin Señora Sofía (Marina de Tavira) steht Cleo bei, ist sie doch selbst gerade von ihrem Mann verlassen worden. Während die beiden Frauen versuchen, ihr Leben zu ordnen, richten Paramilitärs in Mexiko-Stadt schreckliche Massaker an linken Studenten an ...
Inszenatorisch nimmt sich Oscar®-Preisträger Alfonso Cuarón hier sehr zurück, wodurch beim Zuschauen der Eindruck entsteht, man befinde sich ganz nah an den Figuren und ihrem Leben. Umso härter treffen die Schläge, die Cleo und Sofía im Verlauf des Films einstecken müssen. ROMA gewann bei der Oscarverleihung 2019 in drei Kategorien: Beste Regie, Bester fremdsprachiger Film und Beste Kamera.
IMDb-Wertung: 7,7
Das Leben im norddeutschen Dorf Eichwald um 1900 ist grausam. Nicht nur hinter verschlossenen Türen, wo Eltern ihre Kinder prügeln und sexuell missbrauchen. Die Gewalt bricht sich auch in furchtbaren Verbrechen Bahn, die die Dorfbewohner:innen aufschrecken: eine Arbeiterin verunglückt tödlich, ein Kind wird entführt, ein anderes entsetzlich verstümmelt. In der Rückschau erzählt der Dorflehrer (Christian Friedel) von diesem Leben, das in strengem Glauben und emotionaler Kälte die dunkelste Seite der menschlichen Natur zum Vorschein bringt, welche wiederum im herannahenden Ersten Weltkrieg ganz neue Dimensionen annehmen wird.
Eindrücklich und fast unerträglich zeigt DAS WEISSE BAND die von Zwang und Unmenschlichkeit geprägten sozialen, religiösen und wirtschaftlichen Zustände in Deutschland nach 1900, die eine Generation später ein Volk hervorbrachten, das den Nationalsozialismus erblühen ließ. Der Film gewann in Cannes die Goldene Palme, wurde mit drei Europäischen Filmpreisen, zehn Lolas beim Deutschen Filmpreis und einem Golden Globe ausgezeichnet. Auf die Frage, warum er seinen Film in Schwarzweiß gedreht hat, antwortet Regisseur Michael Haneke:
„Weil mein Bildgedächtnis, was diese Zeit anbelangt, mit Schwarzweiß konnotiert ist. Ich kann es mir gar nicht anders vorstellen.“
IMDb-Wertung: 7,8
Bei unserem zweiten Platz stellt sich die Frage nicht, warum er in Schwarzweiß gedreht ist, denn diese Hommage an die Stummfilmzeit führt uns zurück ins Jahr 1927. Der Filmstar George Valentin (Jean Dujardin) ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als er der jungen Peppy Miller (Bérénice Bejo) begegnet. Er hilft der schönen Unbekannten, die unbedingt Schauspielerin werden will. Doch während Peppys Stern in der bevorstehenden Ära des Tonfilms aufgeht, sind Georges Tage als Stummfilm-Star gezählt.
Michel Hazanavicius’ THE ARTIST eroberte das Publikum und die Presse im Sturm. Seine cineastische Liebeserklärung an das Hollywood-Kino der Zwanziger Jahre enthält zahlreiche Anspielungen auf Schwarzweißklassiker wie SONNENAUFGANG - LIED VON ZWEI MENSCHEN (1927) und CITIZEN KANE von 1941. Der mit über 70 internationalen Preisen ausgezeichnete Film gewann allein fünf Oscars®: u.a. Bester Film, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller.
IMDb-Wertung: 7,9
Die forsche Marjane und ihre Familie erleben die Absetzung des iranischen Schahs als historischen Moment voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft für sich und ihr Land. Doch die Aufbruchstimmung in der frisch ausgerufenen Islamischen Republik kippt schnell in Enttäuschung und Angst, denn die neuen Machthaber setzen ihre religiösen Dogmen rigoros gegen die Bevölkerung durch. Marjane, die sich ihre Liebe für laute Musik aus dem Westen und Punkkultur nicht nehmen lassen will, muss den Iran und ihre Familie verlassen.
Die im Iran geborene und aufgewachsene Illustratorin und Regisseurin Marjane Satrapi erzählt in PERSEPOLIS ihre eigene Geschichte und verbindet darin wunderbar die Leichtigkeit jugendlicher Entdeckungsfreude mit der drückenden Atmosphäre politisch-religiöser Repressionen, die zur Zeit kurz nach der Islamischen Revolution im Iran der frühen Achtziger Jahre herrschte. Farbe blitzt in der in Cannes ausgezeichneten und für einen Oscar® als bester Animationsfilm nominierten Graphic Novel-Verfilmung nur auf, wenn Marjane einen neuen Lebensabschnitt beginnt, der auch immer einen Hoffnungsschimmer auf ein besseres Leben mit sich bringt.
IMDb-Wertung: 8,0
Um die Hoffnung auf ein besseres Leben geht es auch in der Tragikomödie MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG, die ihren Siegeszug in Italien antrat, wo sie zum erfolgreichsten Film des letzten Jahres avancierte. In wunderschönen Schwarzweißbildern gefilmt, werden Rom und seine skurrilen Bewohner von 1946 wieder lebendig. Der Film ist eine Hommage an die Frauen jener Generation, die maßgeblich am Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Europas beteiligt waren und von deren entbehrungsreichem Leben Regisseurin und Hauptdarstellerin Paola Cortellesi mit erstaunlicher Leichtigkeit zu erzählen vermag. Ein Film, den man unbedingt gesehen haben muss!
Autor/-in: J.Leipnitz
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